Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 22. Septemer 1940

Norwegen, den 22.IX.40

Mein liebes Mütterlein!

Zum Sonntag sendet Dir Dein Junge einen frohen und herzlichen Gruß. Hab vielen Dank für Dein zweites Päckchen mit Äpfeln, die alle unversehrt angekommen sind. Weiterhin danke ich Dir für Deinen lieben Brief vom 14.IX.

Ich bin froh, wenn Du schon einmal Abwechslung hast. Gefällt Dir denn Ellis neues Heim? Möchtest Du schon in Gladbach wohnen? Schade, daß Du Deine Ferien nicht besser ausnutzen konntest. Gewiß Unruhe und Ungewißheit hätten selbst im schönsten Kurort nicht die nötige Ruhe gebracht. Hoffentlich wirst Du im nächsten Jahr für diese Ferien entschädigt.

Du hast also tüchtig eingemacht! Hast Du denn soviel Zucker bekommen? Du schreibst, Du würdest Dich freuen, wenn ich bald einmal in Urlaub käme. Ich rechne nun doch bestimmt, daß ich vor Weihnachten wieder einmal nach Hause komme. Die ersten unserer Batterie sind jetzt in Deutschland. Sie haben 24 Tage Urlaub bekommen. Die Reise dauert nicht ganz 3 Tage. Es geht über Oslo nach Schweden. Dann mit der Fähre Trelleborg-Saßnitz über die Ostsee und dann über Berlin heimwärts. Na jedenfalls freue ich mich schon auf unser Wiedersehen. Dann werde ich alle Deine Leckereien einmal probieren.

Der Großangriff gegen England geht also weiter. Mit unverminderter Kraft geht es mit deutschem Schneid und Gründlichkeit auf London. Ob auch der Endschlag noch in diesem Herbst geführt wird? Wir wissen es nicht. Wir wollen stolz sein, diese Zeit unserer Stärke, unseres Sieges erleben zu können. Mögen die Anderen auch noch soviel Lügen in die Welt setzen, der gerechte und für alle gute Sieg wird unser sein. Wir sind sehr zuversichtlich und glauben alle an ein gutes und baldiges Ende.

Von mir gibt es nicht viel Neues zu berichten. Ich war 2 Tage krank. Eine kleine Grippe. Es ist wieder vorüber. Ich hab‘ mich warm im Bett gehalten und schnell ging es so vorbei.

Wie ich Dir schon schrieb, ist es jetzt recht kalt. Nachts friert es, tagsüber scheint die Sonne noch warm. Wunderschön ist das herbstliche Landschaftsbild! Zwischen dem dunklen Tann leuchtet hellgelb und gold, brennt es rot und braun. Zu [..] ist Norwegen jetzt noch schöner. Von den Felsen stürzen sich Bäche hunderte Meter tief in’s Tal. Das Wasser weiß sich kaum einen Ausweg. Reißend geht der Gebirgsbach zu Tal.

Auch heute will ich Dir einige Photos mitsenden. Es sind aber immer noch nicht die schönsten. Die müssen noch kommen,

wenn sie nicht schon im Meer herumtreiben. Heute bekommst Du Bilder von der Überfahrt

1.) Der Spieß legte keinen Augenblick die Schwimmweste ab.
2.) Fahrt im Oslofjord. „Kielwasser“.
3.) Blick in Innern.
     3. Stege – Pferdeställe
4.) Im Hafen von Oslo.
5.) Unsere Badeanstalt in Gol.

Mit Deinem Brief kam auch eine Karte von Margret aus München an. Sie schreibt einen kurzen Gruß. Es grüßen noch Aenne Cohaus und Heinz Radermacher.

Und nun noch einmal einen lieben frohen Gruß
und einen treuen Kuß
von Deinem Jungen.