Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. September 1942

O.-U. den 30.9.42

Mein liebes Mütterlein!

In den letzten Tagen habe ich besonders viel an Dich denken müssen, ich weiß eigentlich nicht recht warum, hast Du so intensiv an mich gedacht? Ich hoffe doch, daß Du noch gesund bist, und Dir auch sonst nichts zugestoßen ist. Dein Junge vergißt Dich nicht, ich bete auch für Dich!

Liebes Mütterlein halt mir die Daumen, damit das Urlaubsgesuch genehmigt wird, wieder einmal für längere Zeit zusammensein zu können wäre doch zu schön. Der Kommandeur legt mir diesmal nichts in den Weg, die Entscheidung fällt eine höhere Instanz. Ich mache mir aber nicht allzuviel Hoffnung, denn gewisse Gründe werden dem Div.-Kommandeur schärfere Maßstäbe aufzwingen. Kommt ein positiver Bescheid habe ich riesengroßes Glück! Also, - Parole – „Abwarten“!

Hier oben ist seit 3 Tagen wunderschönes Herbstwetter, die Sonne hat zwar keine Kraft mehr desto mehr bemüht sie sich die Landschaft, die jetzt bunte Bergwelt, in die buntesten und herrlichsten Farben zu tauchen. Nun ist Norge besonders schön!

Ich schrieb Dir ja schon, daß man uns d. h. mir jetzt besonders auf die Finger sieht.

Eine Besichtigung jagt die andere, jeden Tag kommt eine andere Kommission. Gestern reiste der Kommandeur ab, er war für zwei Tage hier. Gemeckert hat er nicht, also schien er zufrieden zu sein. Ich lege meinen Stolz darin dem Chef eine saubere Einheit zurückzugeben.

Ich kaufte für 7,50 Rm. bzw. 12,50 Kr. bei der Heereskleiderkasse einen guten Trainingsanzug, auch einen zweiten Leibriemen in dunkelbraunem Leder habe ich mir zugelegt. Nun ist meine Kleiderkarte leer, meine Punkte alle. Ich schicke Dir die Karte mit der Bitte zu mir eine Neue zu besorgen, wenn es an der Zeit ist.

Nun komme ich nochmals zu Dir zurück. Wie sieht es mit der Arbeit aus? Ist noch keine Besserung zu beobachten? Siehst Du auch fleißig den Annoncenteil der Zeitungen durch? Ich habe mich schon umgesehen und werde auch weiterhin sehen ob ich nichts für Dich finde. Die Zeit müßte doch günstig sein!

Von der Uniform hast Du noch nichts gehört? Ich freue mich, wenn ich sie zum ersten Mal anziehen kann. – Was macht Heinrich? Ich werde ihm morgen wieder schreiben.

Ich hatte mich gefreut morgen nach B. fahren zu können, der Unterricht fällt aber aus. Siv wird traurig sein, wir haben uns nun solange nicht mehr gesehen.

Sonst Alles beim Alten? Bald hörst Du mehr von mir. Sind schon Bücher angekommen?

Gruß und Kuß
Dein Junge.