Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 20. Dezember 1940

Köln-Dellbrück, 20. Dez. 40.

Mein lieber Junge!

Nun bekommst Du wohl nicht so viel Post, als wie ich in Gladbach war. Hier arbeite ich des Abends länger. Ich habe aber auch von Dir lange nichts gehört, der letzte Brief vom 10.l2. Die Post wird jetzt überlastet sein, in dem Weihnachtsverkehr. Nun wird das Fest vorbei sein, wenn Du diesen Brief erhälst! War es schön dort oben? Heute las ich in der Zeitung, daß das Weihnachtsschiff mit einem großen Tannenbaum für unsere Truppen in Norwegen in Oslo angekommen ist. Aus allen Gauen sollen Spenden eingegangen sein. Hast Du auch etwas bekommen. Na, Du wirst es mir ja mitteilen.

Wie geht es Dir? Alles gut überstanden, ich meine die Feiertage? Was hattet Ihr für Wetter? Warst Du bei Familie Lindh? Wer hat noch an Dich gedacht? Gelt, ich bin neugierig? Aber Du weißt ja, daß mich von Dir alles interessiert. Bist Du gesund + wohlauf. Hier ist es sehr kalt. Es hat ordentlich geschneit gestern + schon vorgestern und dann gefroren. Wir haben heute früh fast 10°. Wieder ein ordentlicher Winter, und dann Krieg. Da denkt man doppelt viel an unsere Jungen da draußen, bes. an die, die in Eis + Kälte sind. Unten im Süden, die haben es ja

in dieser Beziehung gut. Nun habe ich schon dreimal aufhören müssen, jedes Mal kam ein Engländer angebrummt. Man kann es nicht begreifen, in der Kälte, wir haben nämlich Alarm. Man soll meinen, sie verfrören da oben.

Nun sind die Feiertage bald da. Was ich mache, weiß ich noch nicht. Vielleicht gehen wir, Oma + ich hlg. Abend zum Heinrich. Den ersten Feiertag bin ich zu Hause, Oma ist auf Iddelsfeld eingeladen zum Mittag. Vielleicht gehen wir am 2ten Feiertag nach Gladbach. Und wann wird nun Dein Urlaub sein? Weißt Du schon das Datum? Hoffentlich ist es dann nicht so bitter kalt. Heinrichs Kleinen freuen sich natürlich aufs Christkind. Heute haben Goyert das Bild zurückgeschickt. Es ist nicht ganz derselbe Rahmen, nicht ganz so schön. Ich bin froh, daß es wieder da ist. Es gefällt mir immer besser. Ich habe nun für T. Stina eine nette Tischlampe gekauft 16,50. Es ist ein Geschenk für alle Drei. Ich muß da ja schon etwas Ordentliches schenken, weil ich da esse, wenn es auch nicht viel ist. Du weißt ja. Gestern war sie nicht da, dann kocht der Onkel Pellkartoffeln. Ich bin froh, wenn Du mal wieder für eine Zeit hier bist, dann habe ich wieder einen Haushalt! So nun für heute Schluß. Alles Gute, mein Junge und viele herzliche Grüße + einen festen Kuß von
Deiner Mutter.