Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 24. Juli 1940

Mittwoch, den 24.VII.40

Meine liebe Mutter.

Nach dem Motto viel Ehre viel Dienst geht es hier mächtig rund. Aber es macht viel Spaß. Hier werden wir zu Infantristen gemacht. Heute morgen z. B. Handgranatenwerfen, M.G. Schießen, Karabiner und Pistolenschießen. Und nun haben wir den ersten dienstfreien Nachmittag. Den Knochen tut es einmal gut auszuruhen. Wir werden wieder jung, fühlen uns wie Rekruten. So soll das nun 4 Wochen, bis zum 22.VIII. einschl. gehen. Dann wird uns der General einmal beäugen. Na, auch das geht vorüber!

Mir geht es gesundheitlich ausgezeichnet. Ich bin gut gelaunt und zufrieden. Margret hat mir geschrieben, zwar nur eine Karte, aber auch die hat mich gefreut. Sie hat mich nicht vergessen! Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief. Froh und ruhig bin ich, zu hören, daß Du wohlauf bist. Ganz wird man die Sorge um Euch, Ihr Lieben daheim, ja doch nicht los. Immer wieder versucht der Englishman uns zu schaden, und immerwieder fallen diesem erbärmlichen Feigling soundsoviel harmlose, wehrlose Zivilisten zum Opfer. Bald wird der Führer ihm das Handwerk legen.

Vom Dienstbetrieb kann, darf und will ich Dir weiter nichts erzählen. Für Dich dürfte das ja auch weniger interessant sein.

Für Dich ist das Wichtigste ja meine Stimmung meine körperliche Verfassung. Du kannst versichert sein, beides ist in bester Ordnung.

Wir liegen mit 16 Unteroffizieren in einer Stube. Alles feine Kerle! Eine bunt gemischte Gesellschaft. Ordensjunker, S.A. Sturmbannführer, Kreisleiter, Schriftleiter vom W.B., Juristen, Kaufleute, Beamte und Lehrer. Unsere Debatten und Unterhaltungen sind vielseitig und für mich riesig interessant.

Ich freue mich jedoch, wenn es zurück in die Quartiere, zurück zu den alten Kameraden der Batterie geht.

Für die Mitteilung der Neuigkeiten hab vielen Dank. Schade um Georg’s netten Bruder. Ich bin beruhigt, wenn Du nachts immer noch Gäste daheim hast. Du bist doch dann nicht so ganz allein. Was machen denn Jansens? Gehen die auch rüber zur Schule.

Vorgestern soll es in Köln, d. h. im ganzen Rheinland wieder toll gewesen sein. Aber wir hören ja nur Spärliches aus der Heimat. Im Quartier hatten wir Radio, abends hörten wir die deutschen Meldungen des Senders Oslos. Jeden zweiten Tag bekamen wir die deutsche Zeitung in Norwegen. Ja, da waren wir auf dem Laufenden. Augenblicklich sind wir vom Zeitgeschehen

ganz weit weg. Wir wollen uns noch Radio beschaffen. Und nun hoffe ich von Dir und Margret bald wieder etwas zu hören.

Mit den besten Wünschen
und einem Kuß. [..]
grüßt Dich Dein Junge.