Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. Juli 1940

Köln-Dellbrück, 10.7.40

Mein lieber Rudolf!

Ich will Dir einen lieben Gruß senden, wenn ich auch von Dir wenig höre. Wie geht es Dir? Bist Du gesund + wohlauf? Ich hoffe + wünsche es. Ich denke viel an Dich! Denkst Du auch viel nach Hause? Hast Du Nachricht von Margret und gute? Bekommst Du nun regelmäßig unsere Post? So viel Fragen auf einmal, gelt? Nun will ich Dir von hier erzählen! Gottlob geht es mir noch gut. Hier ist alles beim Alten. Wir haben uns nun ganz umgestellt. Jede Nacht um 12 Uhr stehen wir auf + ziehen uns an und gehen dann rüber zum Luftschutzkeller, wenn die Sirenen gehen. Seit daß Du aus dem Urlaub fort bist, hatten wir nur 2 Nächte Ruhe. Man ist eben ganz darauf eingestellt! Nur viel müde ist man. Also in etwa haben wir auch vom Krieg etwas gespürt. Wenn es noch immer gnädig abgeht, wollen wir Gott dankbar sein. –

In der Familie ist alles gesund! Auch alles in Ordnung! Ich habe noch immer Einquartierung. Frau Schlößer kommt auch immer noch! Berta geht am Samstag für 3 Wochen nach Honnef. Ich bin fleißig beim Einkochen. Hoffentlich hilfst Du im Winter tüchtig daran essen. Heute kochte ich Aprikosen ein. Es gibt auch in diesem Jahre reichlich Obst. Auch die Frucht steht gut + die Kartoffel

scheinen gut zu werden, trotz des sehr strengen Winters. Unser Herrgott verläßt uns nicht!

Hans Asselborn, der Bruder von Georg bei Kombuchens ist gefallen. Der jüngste Mariaux ist jetzt auch eingezogen, ist Feldwebel. Wie ist es mit Deiner Beförderung u.s.w. Alles eingeschlafen? Der Sohn von Frau Severin hat das eiserne Kreuz. Richard ist wieder in seiner Garnison in O. Ich soll grüßen von Fr. Plantz. Heinr. Steimels ist in Bordeaux. Karl-Heinz Perger hat bis jetzt Rekruten ausgebildet. Jetzt kommt er in ein Lazarett als Hilfe. Es soll ihm aufs Studium angerechnet werden. Albert Perger ist in Danzig. Sonst weiß ich nicht viel Neues. Arbeit ist nicht mehr so viel da. Urlaub habe ich noch nicht genommen. Ich möchte warten, bis es ruhiger ist und dann ein paar Tage irgend wohin gehen. Was sagst Du dazu? –

Nun Rudolf bleibe gesund + zufrieden! Ich bete für Dein Wohlergehen! Ich sende Dir viele herzliche Grüße + einen Kuß
Deine
tr. Mutter.