Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 25. November 1941

Köln-Dellbrück, 25.XI.41

Mein lieber Junge!

Ich komme gerade von Köln, wo ich wieder herumgelaufen bin, um für Weihnachten etwas zu bekommen, aber wieder vergebens. Ich habe noch garnichts. Auch habe ich ein Paar Schuhe für mich beantragt, die werde ich wohl bekommen, weil ich noch keine gehabt habe. Es ist wunderbares Wetter, und gleich lasse ich alles liegen + gehe ein Stündchen. Denn höre + staune, ich bin jetzt ganz zu Hause, trotzdem Elli in Gladbach ist, (Josef ist ja da) und ich glaube, daß ich jetzt wieder zu Hause bleibe, wenigstens im Winter. Seitdem ich umgeräumt habe, gefällt es mir so gut daheim, es ist doch nirgends schöner. Die kleine Küche ist so warm mit 2 Briketts des Morgens habe ich sie im Augenblick warm, also ich sitze warm + spare Brand. Auch brennt hier der Ofen besser. Und das Wohnzimmer wird auch noch gemütlich. Ich will noch allerlei kaufen dazu, keine großen Sachen, das bekomme ich ja nicht. Wenn Du so Gott will kommst, dann sollst Du es nett finden. H. Jansen hat mir ordentliche Verdunkelung gemacht + wenn ich auch des Abends allein bin, ich fühle mich wohl. Elli will ja, wenn Josef fort ist, auch eine Zeit lang herkommen, des Morgens ist es für sie auch bequemer. Und ich brauch mich nach niemand zu richten. Josef war so unhöflich

Bist Du auch wieder froher + zufrieden?

das letzte Mal, er empfindet es ja wohl nicht. So ist es auf jeden Fall besser. Ich denke, wenn Du kommst, daß Du mich dann zu Hause antriffst! Ich freue mich ja jetzt schon darauf. Gebe Gott, daß wir dann gesund sind, dann werden wir uns die Tage recht schön machen. Deinen l. Brief vom 18.11. erhielt ich gestern, ich danke Dir herzlich dafür. Daß ich die Päckchen erhalten habe, daß ich mich sehr darüber gefreut habe, schrieb ich Dir ja. Es ist für mich eine schöne Abwechslung + ich kann auch schon mal jemand eine Freude damit machen. Bei uns gibt es ja so etwas nicht! Und es läßt sich gut verwahren. Ich war lange nicht im Film, ich habe jetzt keine rechte Lust. Es geht ja auf Weihnachten zu. Du weißt ja, Advent war für mich immer die schönste Zeit + auch jetzt, trotz Krieg + mancher Entbehrungen muß ich sagen, ich bin so froh + voll Freude auf Weihnachten, ich hab so eine stille innere Freude. Nun werde ich in den nächsten Tagen Deine Päckchen abschicken, 3 Stück für Weihnachten. Ich habe getan, was mir möglich war, Du mußt vorlieb nehmen. Man kann so manches einfach nicht haben. Ich sah noch so ein nettes Teil in Köln, was Dir bestimmt Freude gemacht hätte, aber man verkaufte es mir nicht! Aber Du weißt ja auch, wie es ist, also nimm das, was kommt mit Freude an. Leider konnte ich Dir kein Nikolauspäckchen schicken, ich wußte nicht was. Hast Du denn nun das Päckchen mit dem Buch + das andere mit Leibbinde + Handschuhen erhalten? Also auch Ihr sorgt schon für

das Christkind? So, nun wünsche ich Dir alles Gute, Rudolf + sende Dir viele liebe Grüße + Küsse
Deine frohe Mutter.