Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. Septemer 1940

Freitag, den 5. Sept. 40

Meine liebe, gute Mutter.

Hab recht herzlichen Dank für Deine lieben Zeilen vom 30. Aug. Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief.

Dir geht es also den Umständen entsprechend gut. Ich bin froh, daß Du gefaßt, mutig und gottvertrauend in die Zukunft siehst.

Auch mir geht es so. Gewiß man ist nicht jeden Tag gleich gut gelaunt, aber immer hab ich den Kopf oben.

Hier oben ist der Altweibersommer angebrochen. Tags ist es noch recht warm. Nachts geht die Temperatur auf -6° C zurück. Auf den Waschschüsseln ist schon eine Eisdecke. Bald werden unsere Skischuhe ankommen. Im Winter wird dann fleißig trainiert. Der motorisierte Dienst gefällt mir ausgezeichnet. Er ist doch nicht so aufreibend wie bei den Pferden.

Wenn wir im Krieg leider

Kämpfe nicht mitgemacht haben, haben wir doch genau wie die glücklichen Kämpfer treu unsere Pflicht getan und oft unter gleich schweren Umständen leben müssen. Jeder muß eben da seine Pflicht tuen, wohin er gestellt wird.

Du fragst mich ob ich an Margrets Namenstag gedacht hätte? Aber sicher. – Daran kann eine Verärgerung ihrerseits nicht liegen. Ein Dritter wird wohl eine Rolle spielen. Na, dann eben nicht! Ich bin jedenfalls noch jung genug um mich umzustellen und wieder zu vergessen, wenn es auch nicht ganz leicht ist. Gott und die Zeit, ausgefüllt mit Arbeit wird schon helfen.

Vielleicht komme ich vor Weihnachten nochmal in Urlaub. Fein wäre das!

Anbei noch einige Bilder. Die Photos sind leider noch nicht eingetroffen!

Erika ist bei der 5. Batterie. Bei einem Biwak der Abteilung habe ich sie besucht und sie erkannte mich gleich wieder. Mit freudigem Wiehern begrüßte sie mich und freute sich über den mitgebrachten Zucker.

Für Deine Ferien wünsche ich Dir schönes Wetter, ruhige Nächte und eine gute Erholung. An Deiner Stelle würde ich für einige Tage doch wegfahren. Du mußt unbedingt mal aus den vier Wänden raus.

Also nochmals viel Freude u. Spaß!

Einen frohen Gruß u. Kuß
sendet
Dir Dein Junge.