Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 26. November 1939

Sonntag, den 26.XI.1939

Liebe Mutter!

Zum heutigen Sonntag einen frohen Gruß. Hast Du meinen Brief vom 24.XI. schon erhalten? Ich glaube nämlich, daß auch verschiedene Briefe von mir abhanden gekommen sind! Es kommt hier unheimlich viel Post fort.

Wie ich Dir schon schrieb, ist hier oben in der Eifel jetzt der Winter eingezogen. Es ist sehr kalt und naß. Der Schlamm war einige Tage durch Frost und Glatteis fortgefegt, dann kam Schnee, zwei tagelang war die Eifel in ein makellos weißes Kleid gekleidet und jetzt regnet es wieder. Aber trotz aller Unbill des Wetters bin ich noch gesund und wohlauf. Viele, viele Kameraden mußten in’s Lazarett einziehen. Besonders werden die älteren Leute vom Wetter arg mitgenommen. Ich glaube, wir sind wohl noch die Einzigsten, die von Anfang an vorne sind. Heute war der Divisionskommandeur hier. Ich glaube wir bleiben auch über den Winter in diesen Quartieren. Heute zogen die Kameraden aus den Scheunen in eine von uns gebaute Baracke ein. Ich selbst schlafe mit einem aktiven Wachtmeister in einem Bett. Mach Dir also keine Sorge! Wenn auch das Zimmerchen klein und kalt ist, so ist doch ein Bett schon allein für sich ein feine Sache.

Von meiner jetzigen Arbeit und Stellung schrieb ich Dir ja schon! Es ist viel Lauferei und Ärger dabei. Aber trotz allem behaupten die Kameraden ich sähe gut aus und nicht nur das, ich wäre sogar dicker geworden, hätte dicke Backen bekommen. Ich fühle mich auch wirklich wohl, das tut die frische Luft und die körperliche Anstrengung. Ich kann aber auch fürchterlich einhauen. Die Feldküchenverpflegung ist jetzt wieder prima. Es gibt nicht immer Eintopf. Also Grund zu einer Klage habe ich nicht. Ich bin froh, wenn ich wieder gesund bei Dir bin und mit Eifer arbeiten kann. Und nun warte ich auf Post von Dir! Schreibe mir einmal einen ganz langen Brief!

Gestern erhielt ich wieder ein Päckchen aus München. Aber nicht von Aenne Cohaus und Radermacher sondern von zwei Mädeln, die mit mir in Deutz den Kursus mitgemacht haben. Sie schickten mir ein Paket [..] Kakes und ein wirklich schönes Buch. Findest Du das nicht nett, Sie bedankten sich für meine Mühe, die ich mit ihnen gehabt hätte. Sie schreiben vom schönen München und vom interessanten Studium. Ja, hoffentlich kann auch ich mich bald Student nennen. Also, ich erwarte Deinen Brief.

Viele herzliche Grüße und Küsse
Dein
Rudolf.