Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. Juli 1940

Donnerstag, den 11.VII.40

Mein liebes Mütterlein.

Zu Deinem Namensfest wünscht Dir Dein großer Junge das Allerbeste, was nur einer wünschen kann, und sendet Dir einen herzlichen und treuen Gruß. Ich denke, Du feierst diesen Tag in Gesundheit und gutem Mut im Kreise unserer lieben Familie. Nächstes Jahr feiere ich wieder mit!

Wie geht es Dir? Immer noch warte ich auf einen Brief von Dir, in dem Du mir mitteilst, daß Du von meinem jetzigen Aufenthalt weißt. Ich kann nur immer sagen: „Hier ist es wunderschön!“ Hier müßtest Du einmal hinreisen, einmal die See erleben, die herrlichen Fjorde, die Elve (Flüsse), die wilden Bergmassen[?] mit den gigantischen Fällen. Ja hier stammt unsere Rasse her, das ist unsere Urheimat. Hier hauste Thor und die Riesen, hier entstanden die kraftvollen Sagas und Lieder der Helden. Man fühlt es im Blut, daß alles stammverwandt ist.

Mit der Bevölkerung stehen wir auf gutem Fuß. Ich sagte ja schon, daß die Landbevölkerung uns mehr anspricht. In der Stadt ist alles zu amerikanisiert.

Der norwegische Mann ist stolz auf seine unmilitärische Haltung, er betont stark seine

Freiheit. Letzteres aber nicht im heldischen Sinne. Uns kommen die Männer so wie Schlote vor, lang, schlaksig – na, Du verstehst ja, was ich meine.

Den Frauen scheint der lange Frieden, der Wohlstand gut bekommen zu sein. Sie sind durchweg schön, blond und blauäugig. Die Frauen auf dem Land sind genau so modern und gut angezogen wie in der Stadt. Sonntags und zu festlichen Gelegenheiten tragen sie ihre alte Nationaltracht. Ich werde Dir später Bilder zeigen können.

Gestern war ich auf einer Fuchsfarm. Zum ersten Mal sah ich Platinas, pro Stück 2-3000 Kronen, wohlgemerkt das bloße Fell. Es sind herrliche Pelze.

Nochmals zum Thema Frauen. Die Mädels möchten wohl einmal einen deutschen Soldaten kennen lernen, aber sie fürchten die rigorose Strafe ihrer Landsleute. Ihnen schneidet man ohne zu zucken die Haare ab. So was muß in Deutschland auch eingeführt werden.

Und jetzt weiß ich im Augenblick nichts mehr. Doch halt – ich nehme Sprachkurse, - pro Stund‘ 75 Öre. Und nun Schluß!

Nochmals einen allerbesten Wunsch, einen besonders herzlichen Namenstagsgruß und einen Kuß in Treue
Dein Junge.