Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 13. Oktober 1942

Köln-Dellbrück, 13. Okt. 42

Mein lieber, lieber Junge!

Ich muß Dir noch einen lieben Gruß senden, der Dir sagen soll, daß ich viel an Dich denke + Dich lieb habe. Heute ging die Uniform an Dich ab, ich hatte Glück, gerade gingen um 12 Uhr die Pakete ab nach Köln. Ich denke, daß Du sie übermorgen schon da hast, vielleicht noch vor diesem Brief. Hoffentlich sitzt sie schön. – Nun ist es des Abends schon um 7 Uhr dunkel, langsam kommen die langen Winterabende, und noch immer, schon den 4. Winter ist man allein. Hättest Du das gedacht? Aber, man darf nicht mutlos werden. Ob Du mal für einige Tage Urlaub bekommst? Ich würde mich riesig freuen! Das ganze Leben besteht fast nur noch aus Entbehrung in jeglicher Weise! Man kann sich fast nicht vorstellen, daß es nochmal anders wird! – Wie geht es Dir, was

treibst Du? Ich freue mich auf den nächsten Brief. Das sind immer Freuden, wenn ich etwas von Dir höre! Heute Abend regnet es ordentlich. Kommt der Tommy auch dorthin? Sonst gibt es hier nicht Neues! Paul Jenntha hat auf der Reise zu einer Montage Heinrich besucht. Er hätte sich furchtbar gefreut! Aber er, Paul hätte sich erschreckt, so schlecht sähe H. aus. Aber es ginge langsam besser. Nun Rudolf alles Gute + viel Glück + Gottes Segen. Es grüßt + küsst Dich in alter Liebe
Mutter.