Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. Januar 1942

O.-U. den 10.l.42

Mein liebes Mütterlein!

Herzlichst danke ich Dir für Deinen lieben Gruß und Dein treues Gedenken. Ich danke dem Herrgott, daß er uns beiden ein solch schönes Verstehen geschenkt hat. Nun hoffe ich aber, daß Du wieder froh bist und nicht mehr traurig sondern freudig an die schönen Urlaubstage zurückdenkst. Zu Deiner großen Beruhigung kann ich Dir mitteilen, daß sich vorläufig hier oben nichts ändern wird, teils bedauern wir das, oft aber auch werden wir uns noch darüber freuen können. Der Wehrmachtsbericht zeigt ja, daß wir doch einen Zweck haben, der nicht unterschätzt werden darf. Hier geht Alles im alten Gleis weiter! Kalt ist es jetzt mordsmäßig, na – man kann sich ja schützen. – Ich gebrauche Leibbinde und Ohrenschützer! – Vergangene Nacht hatten wir Übung, wir waren draußen von 3.00 Uhr mittags bis zum anderen Morgen um 7.00. Wir hatten ein recht romantisches Biwak.

In G. wird man auf mich warten. Nächsten Sonntag werde ich wohl fahren. Ich bin auf die Augen von Gerd gespannt. Ich habe hier noch ein Buch für sie dazugekauft, auch nehme ich noch 2 Schachteln der Most Pralinen bzw. Konfitüren mit. Ich glaube sie werden sich freuen.

Na, was erzählt Onkel Martin denn? Erfreulich zu hören, daß es ihnen gut geht. Wie sehen die Kinder aus?

Was macht der kleine Fritz?

Gestern schrieb mir Hilgers, er bedauert, daß wir uns nicht gesehen haben. Schwester Elisabeth hatte ihm geschrieben. Mir geht es gut, die Kälte tut mir nichts, ich vertrage sie ganz gut.

Was macht die Zahnbehandlung? Hast Du Schmerzen? Wie soll das nun mit den Briketts werden? Mußt Du Ärmste nun selbst welche holen gehen? Wie steht es mit der Arbeit? War Frau Plantz wieder da?

Es wäre nett. wenn Du mir die Taschenlampe bei Gelegenheit schicken würdest, ich muß sie doch häufig gebrauchen.

Sylvester und Neujahr bist Du also allein gewesen, meine Gedanken waren bei Dir, als wir in’s neue Jahr hineinfuhren.

Morgen haben wir wieder einmal Kinovorstellung, ich glaube wir werden „Krach im Damenstift“ sehen, oder so ähnlich heißt der Film. Liest Du noch fleißig? Hast Du „Genesung in Graubünden“ aus? Wie hat es gefallen? Berta’s Buch ist ausgezeichnet, das mußt Du auch lesen. Gestern erhielt ich auch die erste Nummer der Münch. Med. Wochenschrift. Ich werde allerlei daraus lernen können. Und nun: „Ahoi!“ Alles Gute und viel Glück.

Herzlich grüßt und küßt Dich
Dein Junge.