Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 28. November 1939

Dienstag, den 28.XI.39.

Liebe Mutter!

Gestern, Montag, den 26.XI.39 erhielt ich das liebe Päckchen vom heiligen Mann. Ich bitte Dich ihm meinen besten Dank zu überbringen. Es hat ganz großartig geschmeckt. Vielen, vielen Dank!

Nun, liebes Mütterchen, möchte ich Dich Eines fragen? „Hast Du auch genug zu essen?“ Sag es einmal ganz ehrlich! Die Kameraden, die aus Urlaub kommen, erzählen es sei sehr knapp, besonders für Einzelpersonen.

Ich schicke Dir am nächsten Lohntag etwas Geld, damit Du Dir etwas zukaufen kannst.

Sei nur nicht zu dumm und spare. Sparen tuen wir, wenn ich wieder zuhause bin.

Deine Sorge um mich ist wirklich unnötig. Ich schrieb Dir ja schon, daß ich im Bett schlafe. Abends heizen wir unsere Stube tüchtig mit Holz ein.

Gerade kommt Dein lieber Brief vom 24.XI. an. Ich danke Dir für Deine lieben Zeilen! Immer wieder lese ich aus Deinem Schreiben, daß Du Dir Sorge machst. Brauchst Du nicht, mir geht’s gut und hoffentlich bin ich bald bei Dir. Sorge Du Dich nur um Deine Gesundheit.

Gesund und munter möchte ich Dich antreffen. Ab heute scheint es wieder Frostwetter geben zu wollen. Wir würden uns freuen, wenn das Schlammbad zu Ende wäre. Sonst gibt es hier nichts Neues! Schreibe einmal etwas mehr von Dir, von Dir persönlich.

Deinem Soldaten kannst Du einen schönen Gruß bestellen und sagen, ob wir nicht einmal tauschen wollen.

Wie es bei den Soldaten zugeht, siehst Du ja jetzt in nächster Nähe.

Ich will Dir den Titel des Buches einmal schreiben, daß mir die Kolleginnen geschickt haben.
„Jörn Jakob Swen, der Amerikafahrer“ von Johannes Gillhoff. Es scheint sehr schön zu sein. Vielleicht hast Du Gelegenheit es auch einmal zu lesen.

Sonst weiß ich nichts Neues!
Dich grüßt und küßt in alter Frische
Dein großer, dummer Junge.