Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 22. Juli 1943

Köln-Dellbrück, 22.VII.43

Mein lieber, guter Junge!

Endlich bekam ich 2 liebe Briefe von Dir, und zwar vom 2. + 10.7. Ich bin so froh, von Dir etwas zu hören. Das ist nichts, wenn ich von Dir keine Post bekomme, dann fehlt mir etwas. Hoffentlich renkt sich alles bald wieder ein. Ich denke, daß Du inzwischen laufend meine Briefe bekommen hast! Päckchen sind noch nicht angekommen. Hoffentlich verdirbt nichts darin. Ich bin froh, daß Du gesund + guten Mutes bist. Ja, wir müssen den Kopf hoch halten, trotz allem. Nur unser Herrgott kann uns helfen. Wir wollen täglich um seinen Schutz bitten. Für Dein Gedenken danke ich Dir herzlich! Dr. Berhausen meint, die Schmerzen in der Seite würden sich verlieren, das Wetter machte auch etwas aus. Ich muß ja sagen, die Sonne tut mir gut! Leider war jetzt 2 Tage dunkles Wetter. Ich bin jetzt im

Hausputz. Heute habe ich den Keller gesäubert. Ich muß mal selbst wieder in alle Ecken! Wenn ich wieder nähe, komme ich nicht dazu. Oma hat auch geschrieben. Mit der Verpflegung ist es dort knapp. Wenig Gemüse vor allem.

Du meinst ich solle zu Bartz gehen für einige Zeit. Nein Rudolf, in Berlin hätte ich keine Ruhe. Lieber wäre mir schon die Eifel, oder Hunsrück oder Taunus. Auch ins Oberbergische ginge ich. Es ist nur sehr schwer, etwas zu bekommen. Ich hoffe, erst kommst Du mal in Urlaub. Es wird doch wohl klappen? Also bis bald!

Herzliche Grüße + einen Kuß
Deine
tr. Mutter.