Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. Dezember 1945

Lüdenscheid, den 11.12.45

Mein liebes Mütterlein!

Nun ist auch schon der zweite Adventsonntag vorüber. Ich habe ihn in netter und würdiger Form verbringen können. Natur und winterliches Wetter taten das Ihrige um die rechte Stimmung aufkommen zu lassen. Hier liegt nun schon eine Woche lang frostknirschender Schnee. Hoffentlich ist es auch Weihnachten weiß! Von Urlaubsgenehmigung habe ich noch nichts gehört, ich denke aber doch daß ich komme. Ich freue mich darauf wieder einmal zu Hause zu sein. Neujahr möchte ich dann mit

Heidi verbringen. Die Ärmste war einige Tage krank. (starke Erkältung.) – Mir geht es gut, allerdings hat sich die Fistel noch nicht geschlossen. Beschwerden habe ich keine mehr! Wie geht es Dir, liebes Mütterlein? Hat Deine Reise nach Külheim Erfolg gehabt? Wie ist es überhaupt mit Deiner Ernährung, wirst Du satt? Noch große Sorgen und Ärger mit der Wohnung? Ich warte schon seit einigen Tagen auf Post von Dir, auch hast Du mir immer noch nicht die Sparkassenbuchnummer geschrieben. Ich kann Dir so keine Bescheinigung schicken. Grüße alle Lieben! Ist Oma zurück? Schreibe bitte bald?

Gruß und Kuß sendet
Dein Junge.