Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 3. März 1942

Köln-Dellbrück, 3.3.42

Mein lieber Rudolf!

Nach fast einer Woche Wartezeit auf Deinen ausführlichen Brief, den Du mir in Deinem kurzen Brief vom 20.2. versprachst, bekomme ich heute Deinen noch kürzeren Brief vom 26.2. Also vom 14.2. aus G. dann 20.2. + 26.2. sind Deine letzten, kurzen Briefe. Ich nehme an, daß Du inzwischen ausführlich geschrieben hast, denn ich möchte doch allerlei hören, z. B. von G. + was Du in Oslo gekauft hast, was Du Dir angeschafft hast u.s.w. Über eins bin ich ja beruhigt, und das ist, daß Du gesund bist, gottlob! Ein Päckchen bekam ich noch nicht. Mir geht’s ziemlich. Ich habe viel Ärger im Geschäft.

Viele werden entlassen, ich glaube, mir blüht es auch. Na, Arbeit gibt es ja. Mal sehen, was ich bekomme. Mir ist nur die Umstellung schwer. Hätte man nur etwas Rechtes gelernt, dann brauchte man nicht alles anzufassen. Da hast Du es besser. Na, auch das geht vorbei. Frau Severin kann mich nicht ärgern. Sie ist sehr unbeliebt! –

Sonst gibt es hier nichts Neues. Es ist noch kalt, des Nachts Frost + am Tage Tauwetter. Langsam schmilzt der Schnee auf den Straßen. Im Garten liegt er noch hoch. Das gibt ein spätes Frühjahr. Aber nachher wächst es umso schneller. Es ist auch ein Wodeschek gefallen, kanntest Du ihn nicht von [..] aus? Noch einer namens Vollensem[?] aus dem Gemüsegeschäft. Heinrich schrieb mir auch! Nun warte ich auf einen recht langen Brief von Dir. Herzlichen Gruß

+ Kuß  Mutter.