Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. April 1940

Donnerstag, den 11.IV.40

Liebe Mutter!

Am Sonntag hoffe ich erreicht Dich mein Sonntagsgruß. Ich wünsche Dir zum Sonntag viel Freude und schönes Frühlingswetter. Mache einen ordentlichen Marsch. Müde und gebräunt kommst Du dann heim, setzt Dich dann hin und schreibst mir. Das wäre mein Sonntagswunsch!

Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief. Für Deinen lieben Gruß hab vielen Dank. Mach Dir keine Gedanken über die kleine Verstimmung am letzten Urlaubstag. Ich weiß, daß es vor Sorge um mich ist. Aber, liebes Mütterlein mach Dir keine Sorge. Mir geht es gut, ich habe Dich lieb und auch Margret.

Ich bin nun wieder so richtig im Dienst drin. Mir ist so, als wenn ich garnicht weg gewesen wäre. Ich mache jetzt viel Außendienst alle möglichen Funktionen.

Hauptsächlich immer noch RII.

Was sagst Du denn zur politischen Lage? Das war wieder ein Schlag für England, - was? Wunderbar der Sinn des Führers der immer den richtigen Moment zum Zupacken findet. 10 Stunden sind wir den Westmächten zuvorgekommen. Toll, unser Nachrichtendienst muß tadellos klappen. Wir hoffen nun auch bald

einmal etwas zu erleben.

Hier oben ist immer noch herrliches Frühlingswetter. Warm scheint die Sonne vom blauen Himmel, an dem in schwindelnder Höhe Cyrruswolken hinsegeln. Die Seen sind immer noch von einer Eisdecke bedeckt. Schnee liegt noch überall dort wohin die Sonne ihre Strahlen nicht schicken kann.

Seltsam mutet einem dies Landschaftsbild an. Aber schön ist es. Hoffentlich sehen wir bald wieder andere Gegenden. Wir sind doch alle jung, stecken voll Tatkraft und möchten für Euch, Ihr Lieben zu Hause, alles tuen. Aber Gott wird es lenken.

In den nächsten Tagen muß ich zum Zahnarzt. Länger kann ich es nun wirklich nicht mehr hinausschieben.

Ich bin erstaunt aber froh, daß Tante Stina die große Neuigkeit so ruhig und gut aufgenommen hat. Hoffen wir, daß sie und Onkel Arnold den Ärger nicht alle einfressen und dadurch vielleicht krank würden. Auf den weiteren Verlauf der Affäre bin ich gespannt. Was macht Herr Lichewsky? Ist er immer noch bei Dir im Quartier? Grüße ihn bitte. Ich bitte Dich grüße weiterhin alle Lieben.

Dich grüßt und küßt mit den besten Wünschen
Dein großer Junge.

Meine neue Feldpostnummer 35322. ab 20.IV.40