Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 4. Februar 1943

Köln-Dellbrück, Lichtmeßtag 43

Mein lieber Rudolf!

Da ich doch noch nicht schlafen kann, will ich noch schreiben. Eben kommen wir aus dem Keller, 10 ½ Uhr. Heute Abend war noch mal ein Angriff, so hatten wir ihn lange nicht mehr. Der Himmel ist noch hell + rot, große Brände scheinen in Mülheim oder Köln zu sein. Und viele Bomben sind gefallen. Und Leuchtbomben, so etwas hat man noch nicht gesehen, in allen Farben, ganze Bündel. Und silbriges Zeug fiel, wie bei einem Feuerwerk. Wie viele Menschen haben wieder den Tod gefunden + wie viel Leid + Schmerz bringt so eine Stunde. Heute hatte ich Angst, es war unheimlich. Das Licht ging aus. Und man kann nichts tun. Nur beten. Aus ganzem Herzen danke ich unserm Herrgott, daß er uns beschützt hat, und daß man noch Leib + Leben, Gut + Habe hat. Die armen Menschen, die nun betroffen worden sind. Furchtbar ist es. –

Ich hoffe, daß es Dir gut geht! Schreib‘ mal bald. Ich dachte an T. Stina, die hat auch immer so Angst. Sie ist überhaupt sehr gealtert, sie ist fast klapperiger als T. Marie. – Mit Heinrich klappt es auch noch nicht. Ich glaube, daß Bein muß doch noch abgenommen werden. Und die armen Menschen in Stalingrad! Möge unser Herrgott uns doch beistehen, und helfen, daß der Krieg ein Ende nimmt! Fr. Bartz schrieb heute wieder. Und nun Rudolf weiter alles Gute!

Es grüßt + küsst Dich in Liebe
Deine Mutter.