Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 12. Oktober 1941

O.-U. den 12.X.41

Mein liebes Mütterlein!

Es ist Sonntag Abend! Jetzt finde ich Zeit mir Dir zu plaudern. Gerne tue ich das, denn es erinnert an all die schönen Stunden, die ich bei Dir zu Hause erleben durfte. Gestern und heute haben wir nur Streifen gefahren. Ich bin wieder mit Lust und Liebe beim Autofahren. An diesen 2 Tagen hättest Du mich nur am Lenkrad antreffen können. Durch diese Fahrten habe ich wieder herrliche Gegenden kennengelernt. Schön ist es durch die herbstliche Landschaft zu fahren. Die goldgelben Birken machen sich prächtig neben den dunklen Tannen im schwarzen Fels.

Gestern erhielt ich Deine lieben Briefe vom 29., 30.9. und 5.10. Vielen, vielen Dank! Ich bin froh zu hören, daß Du gesund und tapfer bist! Ja, Mütterlein, noch mußt Du allein sein, aber so Gott will komme ich ja wieder zurück. Viele, viele müssen sich jetzt trennen. Ich wünschte, Du hättest bei der Wohnungssuche in Gladbach Glück. Ich weiß und verstehe, daß Du nicht gerne allein bist. In meinen Gedanken bin ich immer bei Dir. Wenn Du etwas auf dem

Wie ist es mit Lesestoff?

Herzen hast, schreib es mir. Deine Sorgen teile ich gerne mit Dir!

Fein ist es, daß Du Dich nochmals wegen der arischen Abstammung bemühen willst, auch freue ich mich schon auf ein Photo!

Ich halte Dir beide Daumen, damit Du bei der Heimarbeit bleiben kannst. Hoffen wir, daß Du nicht nochmals umschulen mußt.

Post bekomme ich jetzt täglich! Schwester Elisabeth, Hilgers, aus Nippes bekomme ich lb. Briefe. Man freut sich doch, wenn man sieht, daß man gut gelitten ist.

Auch hier nehme ich am Off.-Unterricht teil. Ich hoffe doch bald befördert zu werden. Nächste Woche nehme ich an einem Kursus teil! Ich fühle mich wohl und gesund wie ein Fisch im Wasser.

Einen ausgezeichneten Schneider habe ich bei der 4. Er hat den Stoff bereits, arbeiten lasse ich aber noch nicht.

Hast Du übrigens Deine Dausenauer Bekannten besucht? Fragst Du Josef einmal wegen eines Radio-Apparates? Aber nur, wenn es nichts ausmacht. Ich weiß, daß Du nur fragst wenn es ihm keine Mühe macht. Vielleicht kann er einen besorgen. Für Dich wäre das doch auch ein Mittel das Alleinsein zu überwinden.

Nun mache ich für heute Schluß!

Alles Gute und Gottes Segen wünsche ich Dir! Herzlichst grüßt u. küßt Dich
Dein Junge!