Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 16. August 1942

O.-U. den 16.8.42

Meine liebe Mutter!

Einen frohen Sonntagsgruß sende ich Dir heute und gleichzeitig die Versicherung, daß ich nun doch bald komme, vielleicht bin ich eher da als diese Zeilen. Ich bin gesund und froh und freue mich ganz toll auf schöne Urlaubstage bei Muttern. Ich hoffe ich treffe Dich gesund an! Weiter freue ich mich auf eine Aussprache mit Dir, denn aus Deinem letzten Brief glaube ich herauslesen zu können, daß Du irgendwie mit mir unzufrieden bist. Ich kann verstehen, liebes Mütterlein, daß Du bei den augenblicklichen Verhältnissen, bei den Besuchen, die doch allzu häufig sind, bei dem ewigen Alleinsein nicht immer rosiger Laune sein kannst, aber ich glaube es ist auch noch etwas Anderes. Darüber werden wir uns dann gut unterhalten können. Ich freue mich auf die Abende in unserem gemütlichen Heim. Warum schreibst Du, Deine alte Mutter. Donnerkiel, man ist so alt wie man sich fühlt, ich werde Dich mal wieder aufmöbeln, das tut die Zimmerluft, wenn wir beide mal wieder gewandert sind, sieht Alles anders aus. Leider haben wir ja keinen schönen Sommer gehabt, es waren ja nur wenige, schöne Sonnentage. Hier oben war es ja auch so! Vielleicht werden die Urlaubstage schön, und wir erleben einen warmen

und trockenen Spätsommer. Im bunten Herbstschmuck sieht das Bergische Land auch herrlich aus. Fahren wir auch einmal nach Godesberg oder an den Rhein? – Du schreibst von Ferien und daß es Dir in diesem Jahr nicht möglich wäre. Ich frage nur: „Warum nicht?“ Nach meiner Abreise fährst Du für 14 Tage oder länger, Geld? – was auf der Kasse ist gehört doch in erster Linie Dir. Was heißt sparen? In solchen Zeiten, in denen wir leben muß man von der Hand in den Mund leben, Du mußt Dir die Tage so schön wie nur eben möglich machen. Ist der Krieg einmal zu Ende, werden wir weiter sehen und werden, so Gott will weiterschaffen. Also, mach‘ keine Dummheiten und besorge Dir schon jetzt eine Unterkunft und Pension für Deine Ferientage. Wenn ich bisher in meinen Briefen nicht davon geschrieben habe, nur in der Annahme, daß wir uns verstehen, und Du weißt, wie ich über das Sparen denke. Du tust ja bald so, als wenn ich Dir nicht gönnte einmal auszuspannen. Ich denke, Du weißt wie sehr ich mich freue, daß ich durch die Kriegsbesoldung Dir in etwa ein klein Wenig helfen kann. Na, nun Schluß davon, das ist nämlich etwas ganz Selbstverständliches. Die Sonntage sind bei uns jetzt weniger schön, warum, das will ich Dir erzählen.

Ich wünsche Dir Alles Gute, Gesundheit und Frohsinn und freue mich auf unser baldiges Wiedersehen.

Gruß u. Kuß
Dein Junge.