Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 30. April 1942

Köln-D. 30.IV.42.

Mein lieber Junge!

Gott sei Dank, nun habe ich wieder Nachricht von Dir, vom 21. + 22.4. Ob dazwischen noch Briefe unterwegs sind, mir scheint es fast, da Du garnicht von Deinem Namenstag schreibst. Sind die 5. P. noch nicht angekommen? Es ist ja kaum der Mühe wert, daß man sie schickt. Hast Du den Tag gefeiert? Und nun zu den Briefen. Herzlich danke ich Dir für die beiden Bildchen! Auf dem einen siehst Du etwas fremd + sehr ernst aus. Nun kann ich Dich doch mal ordentlich betrachten. Ja, ich habe doch oft Sehnsucht nach Dir,

mein Kind, denn an ein baldiges Ende ist noch nicht zu denken. Und was kommt noch alles. Die Engländer sagen ja, daß sie das mit den Luftangriffen nicht ändern würden. Ist das nicht Unsinn, was werden da nun Werte zerstört, die unersetzlich sind. und dann die Leiden + Verluste der Zivilbevölkerung. In Köln hat es ja Brandbomben geregnet. Ganze Straßen, Christophstr., Ubierring, sind ausgebrannt! Und dann die Luftminen. In Rath-Heumar soll nach Augenzeugen kein Haus unbeschädigt sein. Und fortgehen kann man doch nicht! Dann wird die Wohnung beschlagnahmt! Abgeben davon werde ich wohl so noch müssen. Wo sollen die Obdachlosen endlich alle hin. Ich

hatte ja auch schon mal daran gedacht, mich aufs Land zu melden, da werden ja immer Kräfte gesucht! Kürzlich war eine Stelle in der Zeitung: Hilfe im Haushalt morgen + nachmittags in der Apotheke. Aber es war bei Bremen, da ist die Luftgefahr nicht minder, als hier. Die kommen ja noch überall hin. Umsonst hat man sich nicht so vor dem Krieg gefürchtet. Nun wird doch viel im Lande zerstört.

Nun schließe ich für jetzt, ich muß nach Köln.

Bis morgen.

Herzlichste Grüße + Küsse
sendet Dir Mutter.