Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Juli 1943

O.-U. den 15.7.43

Mein liebes Mütterlein!

Nach sturm und regenreichen Tagen lacht endlich wieder die Sonne. Heute habe ich bei einer Übung im frischgrünen Gras gelegen, habe jungen Schwalben zugesehen, den Kukuk gehört und als es nach Hause ging einen großen Strauß roten Mohn gepflückt. In Gottes freier Natur kann man das grausige Geschehen des Krieges vergessen. Möge uns Gott einen langen Frieden schenken. Denk‘ Dir Sommerabende ohne Angst vor der kommenden klaren Nacht! Mütterlein, das wird es wieder geben, dann ist Dein Junge wieder bei Dir. – Nun ist das Aachener Münster auch noch Opfer verbrecherischer Angriffe geworden! Hinter all diesen Verbrechen und Morden kann nur jüdischer Haß stehen. Menschlich kann man diesen Krieg gegen offene Städte nicht mehr nennen.

Wann bekomme ich nochmal Nachricht von Dir? Ich hoffe, es geht Dir gut! Schreib‘ bitte bald! Man lebt in dauernder Unruhe und freut sich riesig über Post. Vielen Dank für die Geldsendung. 100,00 Rm. sind angekommen. Ich schreibe bald wieder.

Übrigens scheine ich in den nächsten Tagen Glück zu

haben. Ich bekomme wahrscheinlich noch Stoff für eine lange Hose. Kannst Du mir dann nochmals 100,00 Rm. abheben und schicken. Im Voraus vielen Dank.

Gruß und Kuß
Dein Junge.