Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Oktober 1943

Guben, den 8.10.43

Liebes Mütterlein!

Schon heute will ich Dir meinen Sonntagsgruß senden. Ich wünsche Dir einen frohen und gemütlichen Tag. Hoffen wir, daß wir schönes Wetter haben, damit Du einen ordentlichen Spaziergang machen kannst. Ich werde in der Kaserne bleiben, denn die Wochentage bringen mir genug Bewegung in der frischen Luft. Ich werde einen langen Mittagsschlaf tuen und dann werde ich neben der Vorbereitung für den Unterricht der kommenden Woche meine Briefschulden abtragen. Sonntags ist es bei dem Massenandrang unmöglich in’s Kino zu gehen. Übrigens habe ich in dieser Woche den Farbfilm Münchhausen gesehen, er hat mir ganz ausgezeichnet gefallen. Kino und Theater, morgen wird die erste Aufführung stattfinden, sind die Möglichkeiten sich in Guben zu vergnügen. Daß ich in Berlin gewesen bin habe ich Dir schon geschrieben, ich war allerdings nur für einen Tag auf Dienstreise dort. Zu kaufen gab es kaum nennenswertes. Morgen werde ich einen Schneider in Guben aufsuchen, der noch Stoffe haben soll, ich muß unbedingt eine lange Tuchhose haben. Ende Oktober werde ich schon wahrscheinlich zu einem Lehrgang der Luftwaffe geschickt. Näheres wirst Du noch von mir zu hören bekommen.

Sonst gibt es nichts Neues! Ich bin gesund und munter. Herr Kirste hat auf das Freundlichste und Herzlichste meinen Brief beantwortet. Sein Schwager der gerade aus Lappland in Hamburg auf Urlaub war, hat sich und seiner Frau gerade das Leben retten können. Der Schwager aus Obersteg ist noch immer im Osten. Herr Kirste selbst ist zur Heimatflak gezogen worden und tut dort nächtlicherweise Dienst. In Vingst leben seine Schwiegereltern wie zuvor, das Haus ist nicht beschädigt worden.

Ist meine Kiste aus Holland noch nicht angekommen? Hoffentlich kommt sie bald, dann möchte ich Dich bitten mir den Mantel und die Jüterbogmappe zu schicken.

Was gibt’s Neues in der Heimat?

Ich schließe mit einem herzlichen Wunsch für den Sonntag und grüße Dich
mit einem festen Kuß.
Dein Junge.