Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. August 1942

O.-U. den 8.8.42

Mein liebes Mütterlein!

Der Samstag Abend läßt mir mehr Zeit als die Abende der Woche, die meistens mit Arbeit ausgefüllt sind, und darum will ich die Zeit nützen und Dir einige Zeilen schreiben in der Hoffnung, daß Du Dich freust. Ehe ich von hier erzähle, möchte ich Dich nach Deinem Befinden fragen und hoffe und wünsche, daß Deine Antwort eine gute ist. Bist Du immer noch so in die Arbeit eingespannt, und was macht das Verdienst, wie kommt es überhaupt, daß Ihr mit einmal so viele Aufträge habt?

Wir, hier oben, sind nach wie vor

in Sorge um Euch daheim, denn täglich hören wir von Tag- und Nachteinflügen des Tommys. Ich hoffe, Du gehst immer in den Keller. Fühlst Du Dich dort sicher? Wo schläfst Du denn bei Ermerts überhaupt? Sind Jansens noch weg? Wie war es möglich, daß Herr J. Urlaub bekommen hat? – Da gerade das Stichwort Urlaub gefallen ist, - also ein klein wenig müssen wir uns noch gedulden, es kann noch im August sein aber auch September werden. Wenn wir schönes Wetter haben, werden wir es schön und nett haben. Ich freue mich!

Mir geht es wie immer, - also gut. Ich fühle mich bei unserem intensiven Sportbetrieb wohl und frisch, mächtig hungrig sind wir nach dem Training,

werden aber immer noch satt. Du sollst nicht für den Urlaub sparen, ich bringe schon was mit, Du mußt ordentlich futtern, das Wenige, was Du bekommst, kannst Du blendend für Dich gebrauchen, das hast Du bestimmt selbst nötig, Du schreibst ja selbst, daß Du schlanker geworden bist. Das Wetter ist erträglich, im Allgemeinen ist der Sommer mäßig. Mit den Kirschen ist es zu Ende, jetzt müssen wir wohl warten, bis es Äpfel gibt, denn andere Obstsorten wachsen hier nicht. Die Battr. sammelt fleißig Waldbeeren, Beerenpflücken steht z. B. auf dem morgigen Dienstplan. 2 Zentner haben wir wohl schon zusammen und zu Marmelade eingekocht. Das wird uns an den Portionen natürlich abgezogen, aber sie wird wohl schmackhafter

sein. So muß man für den Winter sorgen! Von der großen Übung am schönen Hardanger habe ich Dir ja schon geschrieben. Am Montag ruft ein anderer Dienst, dann geht’s für einige Tage in’s Gebirge. Hoffentlich ist uns der Wettergott gnädig. Morgen früh starten wir zu einer Geländebesprechung. Am Nachmittag habe ich zu arbeiten!

Der Oberapotheker wollte mich verlocken heute Abend mit zur Enten u. Reiherjagd zu kommen, aber ich hatte mir vorgenommen Post zu erledigen.

Von der neuen Bekanntschaft werde ich Dir im Urlaub erzählen. Ich habe das Mädel in B. wiedergesehen. Jetzt werde ich gleich Oma schreiben!

Viel Glück, Freude und Gesundheit
wünscht Dir mit einem Kuß
Dein großer Junge.

Gehorsamen Gruß an Familie Ermert!