Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 27. März 1942

O.-U. den 27.III.42

Mein liebes Mütterlein!

Heute nehme ich mir einfach die Zeit um Dir endlich wieder einen längeren Brief zu schreiben. Über Schreibfaulheit meinerseits kannst Du wohl nicht klagen, wenn ich auch immer nur kurz geschrieben habe. Ich hoffe, daß meine Päckchen und Briefe mit den Photos von der Skitour nun allmählich in Deine Hände gekommen sind. Es ist ein Leid mit der Post, aber wir müssen’s geduldig ertragen. Höheren Orts weiß man was die Feldpost für den Soldaten bedeutet, aber der Nachschub an Munition und Verpflegung ist wichtiger, die Feldpost rangiert nun mal, oder besser gesagt muß an 3. Stelle rangieren. In den letzten Tagen klappt es ja schon besser, gestern erhielt ich doch Deinen Brief vom 18. d. M. für den ich Dir nochmals herzlichst danke. Ich kann mir vorstellen wie froh Du bist, wenn die Zahngeschichte in Ordnung gebracht ist. Du wirst die Besserung bestimmt im Allgemeinbefinden auch feststellen können. Wie fühlst Du Dich sonst? Nütze nur den Frühling und die Sommersonne recht aus, die Natur muß Dich für nächtliche Störungen, Ängste und Nervenproben stärken. Ich halte das für wichtig. Mit Sorgen hören wir in den letzten Tagen, daß der Engländer in Westdeutschland einfliegt und die Zivilbevölkerung immer wieder Tote zu beklagen hat. Ich kann nicht mehr tuen als für Dich beten und Dich dem Herrgott anbefehlen. Wir stehen in seiner Hand, er schafft das Recht.

Darum müssen wir tapfer sein und die augenblicklichen Härten und Entbehrungen, die wir hier draußen und Ihr in der Heimat tragen müssen, ergeben annehmen. Et is man bloß en Üvergang! Es wird auch wieder Frieden. Danken wir dem Herrgott, daß er uns bis jetzt erhalten und gut geführt hat.

Ich bin zufrieden und freue mich schon heute darauf wieder zu Hause zu sein und mit Schwung und Tempo arbeiten zu können. Dann bekommst Du wieder Leben in die Bude. Gefällt Dir unsere Wohnung noch?

Übrigens, wie ist es mit der Arbeit geworden? Auch darüber wirst Du mir ausführlich schreiben. Bald kann ich Dir auch noch einige Photos schicken.

Neuigkeiten gibt’s hier nicht, (jedoch in Kürze), die ich Dir dann später mitteilen werde. Unser Chef ist Dienstag in Urlaub gefahren. Wann komme ich an die Reihe? Hoffentlich kann ich mal im Sommer fahren. Von G. nichts Neues, ich soll Dich herzlich grüßen, erhalte ich Urlaub, fahre ich Ostern hin.

Nun schließe ich für heute. Viele Grüße an alle Bekannte!

Mit herzlichem Gruß und Kuß
verbleibe ich
Dein großer Junge.