Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 28. November 1941

Köln-Dellbrück, 28.11.1941

Mein lieber Rudolf!

Ich hatte heute bestimmt einen Gruß von Dir erwartet. Ob die Post wieder stockt? Es geht Dir doch gut? Eben bin ich mit den Weihnachtspäckchen fertig geworden. Morgen früh kommen sie zur Post. Ich hoffe, daß sie zum Fest pünktlich da sind. 3 Stück. Für Gerd habe ich noch nichts. Das kann ich ja noch immer schicken. Sonst nimmst Du es aus dem Urlaub mit. Weißt Du schon etwas Genaueres? Wann im Januar? Anfang oder später? Ich freue mich jetzt schon darauf! – Heute erhielt ich von H. Grundig die Nachricht, daß H. Schmidtke seit dem 22. Juni durch Kieferschuß verwundet ist, er hätte Wundrose dazu bekommen, läge jetzt in Tübingen, hätte einen Arm + ein Bein gelähmt. Ich will ihm Sonntag mal sofort schreiben. Der arme Mensch, so kräftig + stolz.

Vergangene Nacht war der Tommy wieder mal hier. In Nippes im Lazarett soll es bös aussehen, da haben sie wieder Bomben geworfen. Du hörst sicher davon. In Köln selbst am Gereon ist der Pfarrer, die Haushälterin + 2 Personen Besuch getötet. Ich war in der Schule im Keller. Dort ist es sehr warm, und jedenfalls sicherer, als hier im Hause. Ich bin aber gar nicht ängstlich, ich habe das Gefühl, der liebe Gott beschützt mich! Nun für heute Schluß, ich bin müde.

Empfange recht herzliche Grüße + Küsse von
Deiner alten Mutter