Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 3. August 1940

Köln-Dellbrück, 3. Aug. 40.

Mein lieber Junge!

Herzlichen Dank für Deinen so lieben + frohen Brief, der mich sehr gefreut hat! Ich sehe, daß Du gesund + zufrieden bist! Auch ich kann nicht klagen, gottlob, ich kann Dir berichten, daß alles noch in Ordnung ist. Trotzdem die Besuche in letzter Nacht wider in bedenklicher Nähe waren. Nun glaube ich aber auch, daß es bald aufhört! So schnell, wie Du schreibst, (in dem Histörchen) wohl nicht! Alles steht in Gottes Hand. Er wird unseren Führer schon lenken.

Seit zwei Tagen, gestern, an Ellis Hochzeitstag, und heute war wunderbares Wetter. Warmer, heller Sonnenschein nach so vielen trüben + unfreundlichen Tagen. Morgen muß nun der junge Ehemann wieder fort! Sie hatten ein schönes Fest. Bei Tante Finchen wurde gefeiert. Viel Besuch war nicht da, Josefs Eltern + 2 Schwestern, unser Josef mit Familie + Johanna mit den Kindern. Auch heute haben wir noch gefeiert! Oma war es noch hart, auch Josef’s Mutter. Vorläufig bleibt Elli ja noch bei der Oma. Sie will nach Gladbach ziehen. Da zöge ich auch schon hin. Ich glaube, Elli hat einen guten Mann bekommen.

Wie ist es bei Dir nun mit der Margret? Du schriebst zuletzt sie hätte Dir nur eine Karte geschrieben. Ist Euer Briefwechsel eingeschlafen? Hattest Du auch an ihren Namenstag gedacht? Oder hat sie sonst etwas im Visier? Was meinst Du? Ich wünsche Dir alles, alles Gute! Auch für Deine Zukunft, Deinen Beruf, auf den Du Dich hoffentlich bald vorbereiten kannst! Es tut mir ja so leid, daß nun die Zeit wieder dafür verloren ist, aber ich danke Gott, wenn Du nur gesund wieder nach Hause kommst. So viele kehren schon nicht mehr heim. Vertrauensvoll wollen wir alles in Gottes Hand legen, „wie er es will, geschehe es!“ Nun Rudolf, behalte Mut, sei zufrieden + bleibe gesund, und denke oft an die Heimat + die Lieben daheim, die in Gedanken doch immer bei Dir sind. Es grüßt und küsst Dich in Liebe
Deine Mutter.