Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 11. Februar 1943

Köln-Dellbrück, 11.2.43.

Mein lieber Rudolf!

Gott sei Dank, nun habe ich endlich Post von Dir. Ich hatte mir Unruhe gemacht, ich hatte gedacht, Du wärst abkommandiert. Gottlob, daß Du gesund bist, + alles in Ordnung ist. Also der Umzug ist gut überstanden + die Besichtigung zufriedenstellend verlaufen. Und wann gedenkst Du in Urlaub zu kommen. Weißt Du schon etwas? Ich bin froh, daß Du zufrieden bist, + Dich freust, für Deine Leute sorgen zu können. Also Kuchen gab’s. Hattest Du backen lassen? Ich glaube, Ihr lebt gut dort?

Anbei ein Ausschnitt aus der Zeitung. Ich würde mich melden. Dann mußt Du mir aber die Papiere schicken oder mitbringen. Hast Du aus Bornheim die Papiere? Sonst schreib an Vater, sag bei allem Umziehen wären sie verloren gegangen.

Nach einigen sehr kalten Tagen ist es auch hier

ganz frühlingsmäßig. Die Meischen vor meinem Fenster spüren auch den Frühling. Sie versuchen schon ein Liedchen. Ja, alles in der Natur geht weiter, trotz des schrecklichen Krieges. Das läßt uns immer wieder neu aufleben + hoffen. Wenn alle Kräfte zusammengefasst werden, wird es mit Gottes Hilfe wohl gelingen. Man weiß ja nicht, was Rußland noch hat an Menschen + Material. Auf jeden Fall wird es noch sehr hart hergehen + viele Opfer fordern. Wir müssen beten + arbeiten.

In den nächsten Tagen werde ich Dir 50 Mk. senden. Kannst mal zusehen, was Du bekommst. An Wäsche keine Seidenwäsche + keine Unterröcke. Am liebsten schwarz oder blauer Wollstoff oder blaue Seide f. ein Kleid, (dunkel). Wenn nicht, dann ist es auch nicht schlimm. – Fr. Acher hat noch keine Nachricht. Sie hat aber Hoffnung, daß ihr Sohn lebt! Thielen’s am Bach haben jetzt von ihrem Sohn nach einem Jahr Nachricht bekommen, daß er in russ. Gefangenschaft ist. Und nun Gott befohlen, mein Junge! Schreib noch mal bald, mir einen Gruß! Dich grüßt + küsst herzlich in Liebe
Deine Mutter.