Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 7. Juli 1942

Köln-Dellbrück, 7.7.42.

Mein lieber Junge!

Ehe ich schlafen gehe, will ich noch ein wenig mit Dir plaudern. So Gott will kann ich es ja bald mündlich tun. Ich freue mich!

Wie geht es Dir mein Junge? Bist Du wohlauf, und froh? Mir geht es auch gut! Wir haben seit 3 Tagen jeden Tag ein Gewitter; auch momentan regnet es. Etwas Regen konnten wir wieder gebrauchen. Es steht hier alles sehr schön. Die Frucht wunderbar, auch Kartoffeln + Rüben. Obst gibt es stellenweise viel. Viele Erdbeeren gab es, allerdings in den Geschäften wenig. Ich habe schon allerlei

eingekocht! Heute Abend so um 8 Uhr bin ich allein im Wald gewesen, Tannenzapfen geholt. Es war so schön, die Abendsonne schien durch die Stämme. Bensberg lag im letzten Sonnenglanz. Ich dachte an Dich, wie oft wir zusammen auf der Hardt waren, in schönen + schweren Stunden.

Heute habe ich abgeliefert, dadurch kam ich später von Köln + konnte Fritzchen nicht holen. Sonst hole ich ihn jeden Tag ab + gehe für eine Stunde in den Wald. Wir haben jetzt viel Arbeit, ich habe 20 Dtzd. Krawatten hier. Ich freue mich, daß es etwas mehr Arbeit + Verdienst gibt. Heute sandte ich auch das Geld ab an Fr. Buchholtz. Schrieb ich Dir schon, daß das Haus von Dr. Weber auf dem

Adolf-Hitler-Platz ausgebrannt ist? Die Apotheke ist noch intakt. Ich soll Dich grüßen von H. Reuland, er erkundigt sich immer nett nach Dir. Sein Sohn ist in Rußland bei den Panzertruppen. Johanna hat einen Antrag beim Korps-Arzt in Münster gemacht zwecks Verlegung Heinrichs in ein Heimatlazarett. Ob es genehmigt wird? Wenn es gut geht, fahre ich am Sonntag nach Bickendorf zu Fr. Jansen’s Schwester. Ich soll einige Pfund Himbeeren bekommen, ich muß sie selbst pflücken; ich tue es gerne! Heute früh war Oma hier aus der Kirche, hat bei mir Kaffee getrunken. Sie freut sich auch darauf, wenn sie mal wieder allein ist! Heute waren ja

wieder zwei stolze Sondermeldungen. Jetzt geht‘s dem Engländer aber drum. Und Sewastopol, noch sind die Zeitungen voll von Schilderungen. Die Jungens haben viel geleistet. Ich will dieser Tage mal ins Kino, das neue, große Geschütz wird gezeigt. Die Artillerie hat sich mal wieder bewährt! Die Kölner werden jetzt aber auch gelobt wegen ihres mutigen Verhaltens. Alle Kölner Kinder haben vom Führer ¼ Pfd Schokoladenerzeugnisse geschenkt bekommen. Wir haben ja auch mit die meisten Alarme gehabt! Hier ist auch Front! Nun wollen wir hoffen + wünschen, daß unser Herrgott uns weiter beschützt + darum beten.

Nun gute Nacht mein Junge!

Herzlichst grüßt + küsst Dich
Deine Mutter.