Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Juni 1942

O.-U. den 15.6.42

Liebes Mütterlein!

Erhielt heute Deinen lieben Brief vom 8.6. Ich danke Dir dafür herzlichst, er hat mir viel Freude gemacht. Ich danke dem Herrgott immer wieder für seinen Schutz und seine Hilfe.

Ich hoffe, daß Du wohlauf bist und Deine Sonnenkuren gegen Rheuma begonnen hast. Was gibt’s Neues? Ich habe heute nochmals Post von Heinrich bekommen und werde ihm gleich antworten. – Ja, Mütterlein, wenn ich in Urlaub bin sollst Du einen tüchtigen Wanderkameraden haben, wir müssen dann ja viel nachholen.

Bei Hanquets wird wohl große Trauer sein, schade um den jungen, frischen Kerl. Die armen Eltern sind zu bedauern. Es werden schon viele Familien Gefallene zu beklagen haben.

Mir geht’s gut, Alles beim Alten und auch weiterhin tüchtig Arbeit.

Das Wetter ist kühl und unfreundlich. An Baden ist noch garnicht zu denken. Die Wassertemperatur ist noch um 3-4°. Unser Sportfest lief gestern mit Unterbrechungen durch Regenschauern nett und glatt ab. Ich habe einen Sieg im Staffellauf über 1000 m zu verzeichnen. Sonst gibt es hier nichts Besonderes.

Warum meinst Du daß es gefährlich sei nach G. zu fahren? Ich kenne die Eingeborenen doch alle. Herzlich soll ich von Gerd grüßen, ich soll ihr bald mitteilen ob Du beim Fliegerangriff keinen Schaden erlitten hast. Und nun schließe ich weil ich noch zu arbeiten habe.

Es grüßt und küßt Dich
mit vielen guten Wünschen
Dein großer Junge.