Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 20. Oktober 1940

Sonntag, den 20.X.1940

Meine liebe, gute Mutter.

An diesem schönen, klaren Oktobersonntag, dessen Helle und Schönheit wir heute, nach einer dunklen und nebligen Woche, die ohne Unterbrechung Regen und Schnee brachte, ganz besonders zu schätzen wissen, empfange einen frohen und herzlichen Sonntagsgruß mit den aufrichtigsten Wünschen für Dein Wohlergehen.

Aus Deinem kurzen Brief, den Du dem Päckchen mit Birnen beilegtest, sehe ich, Du bist trotz aller Unbillen des Wetters, trotz der nächtlichen Nöte und Ängsten noch gesund.

Es ist recht so, mein Mütterlein! Wir müssen in dieser schweren Zeit, die der Herrgott auch schickt, auf die Zähne beißen, den Nacken steif halten. Der Engländer kann uns unseren Mut nicht nehmen und Gottes Hilfe ist uns gewiß. Ich bete für Dich. Der liebe Gott möge Dich stark und mutig machen.

Ich danke Dir für Deine lieben Zeilen.

Auch für die leckeren, saftigen Birnen, die ohne Schaden ankamen, hab herzlichen Dank.

Mir geht es gut! Ich bin gesund und froh! Der Dienst ist erträglich, die Kost gut. Wahrscheinlich werde ich für 6 Wochen als Rekrutenausbilder kommandiert. Das gibt wieder einmal eine Abwechslung. Mit der Zeit lernt man so ganz Norwegen kennen.

Zwecks Beurlaubung sprach ich mit dem Kommandeur. Er hält ein nochmaliges Gesuch für zwecklos. Na, wir müssen abwarten. Vielleicht gibt es diesen Herbst doch noch das ersehnte Ende.

Grüße bitte Tante Finchen und Frau Plantz und sage ihnen für ihre Grüße meinen Dank. Was gibt es Neues in der Familie? Wie geht es Berta’s kleinem Fritzchen? Vergangene Woche habe ich Allen nochmals geschrieben!

Es grüßt und küßt Dich auf das Herzlichste
Dein großer Junge.