Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 29. Oktober 1941

Berg.-Gladbach, 29.X.41.

Mein lieber Junge!

Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 21.X. + heute vom 23.X. Besten Dank dafür. Ich freue mich, daß Dir das Gebäck geschmeckt hat. Das bischen Butter, daß ich mir da abspare, macht mich auch nicht fett, + Dir macht es Freude, und mir dann auch. Was meinst Du, wie es mich freut, wenn ich Dir ein Päckchen zurechtmache. Also darüber mache Dir keine Sorge, und iß es mit gutem Appetit.

Ich höre gern, daß es Dir gut geht, und im Kursus gut gefällt! Hoffentlich hast Du Erfolg, ich wünsche es Dir sehr. Es ist recht, daß Du Dir Obst kaufst, wenn Du Gelegenheit hast, das tut Dir gut! – Also wird Hilger’s doch entlassen. K.H. Perger geht morgen auch wieder fort, ins 3. Semester. –

Mir geht es soweit gut! Jetzt wird es des Abends schon ungemütlich zum Fahren. Heute abend schneit es schon, es ist weiß draußen, es wird ja wohl noch nicht bleiben. Ich weiß nicht recht, wie ich es mit Gladbach habe, ob ich noch den ganzen Winter gehe. Josef schreibt schon

einer Wäscherei. Etwas anfangen müßte ich ja wieder, denn jetzt kommt niemand los, der gearbeitet hat. Dafür sind noch so viele junge Frauen, die gute Unterstützung bekommen + nichts dafür tun. –

wieder, daß er vor Weihnachten noch mal in Urlaub käme, und dann bin ich wieder übrig. Jansen’s gehen wieder alle, auch er, in den Luftschutzkeller drüben, ich sollte doch zu Hause bleiben + mitgehen. Ich muß mal sehen. Mit einer Wohnung wird es auch wohl noch nichts werden. Ich hoffe, so Gott es will, und Du kommst zurück, dann läßt sich noch immer etwas machen. Ich rege mich mal nicht auf. Alles, wie Gott es will. Was meinst Du, soll ich noch mal etwas kaufen? Soll ich noch mal etwas von Deinem Geld nehmen? Ich habe also eine schöne Stehlampe + einen schönen Teewagen gekauft. Die Lampe habe ich bei Holstein + Düren + den Wagen bei Metzen gekauft. Ich hätte ja gern einen Tisch + ein neues Bett, aber das werde ich wohl nicht bekommen! Sag mir offen Deine Meinung dazu! Oder soll ich lieber alles sparen. Ich habe nun noch immer Arbeit, allerdings mehr als 25 Mk verdiene ich nicht die Woche. Ich bin mal neugierig. Fr. Severin meint, ich käme nicht in den Betrieb, auch sie möchte nicht hin. Man könnte ja jetzt vielleicht mal wo anders unterkommen. Ich muß es mir mal

überlegen. Vielleicht auf ein Büro? Was meinst Du dazu? Es ist dann nur, wenn Du mal wieder zu Hause bist, und ich wäre den Tag über fort, das ist auch so eine Sache. Das will gut überlegt sein. Frau Combuchen ist in

Gestern war Heinrich bei mir, er sieht gut aus. Er meint, soweit könne man das Soldatenleben gut aushalten. Nicklaus von T. Marie ist auch hier, auch Heinr. Steimels, der sieht blendend aus. Ich sah Aufnahmen von ihm, im weißen Kittel im Labor, ganz groß! Bei Schlössers dreht sich alles ums Fritzchen. Er ist aber auch ein lieber, hübscher + kluger Kerl. Alle haben ihn gern. Er fängt an zu plappern, Büs – Bürste, Ajon – Arno, Opa – Oma, Ota – Sofa u.s.w. Und Berta macht ihn so fein, es ist ihr nichts zuviel für ihn. O. Arnold macht alle paar Tage ein neues Spielzeug für ihn. Heinrichs kleine Mädels freuen sich sehr, daß der Papa da ist, natürlich auch Johanna. Sonntag, so Gott will, gehe ich mal hin. Nun will ich schließen, Oma + Elli sind schlafen, ich bin allein noch auf im Hause! Gott befohlen, mein Junge, ich denke treu an Dich. Ich sende Dir viele liebe Grüße + eine herzlichen Kuß
Mutter.