Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. September 1939

Sonntag-früh, 17. Sept. 1939.

Mein lieber Junge!

Nun habe ich auch heute keine Post erhalten. Ich hatte doch gehofft, heute etwas zu hören. Ist die Verbindung so schlecht? Ich mache mir Unruhe. Ob morgen etwas kommt? Ich hoffe doch, daß es Dir gesundheitlich gut geht! –

Gestern-Abend rief Herr Kirste an. Also am 22. September, morgens 9 Uhr beginnt das Vorexamen. Er meinte, Du solltest einmal versuchen Urlaub zu bekommen. Alles ist geregelt, das Geld für die Prüfung würde er, falls Du kämst, sofort einzahlen. Herbarium u.s.w. ist ja bei der Regierung! Nun mußt Du mal zusehen, ob es geht! Es wäre ja schön, wenn Du kommen könntest! Herr Kirste sein Schwager sei auch im Westen. Herr Nottbrack sei in Düsseldorf! Sonst gibt es hier nicht viel Neues. Im Osten geht es ja mit Riesenschritten vorwärts und wohl bald dem Ende entgegen. Wie mag es im Westen werden? Es wird allerlei vermutet. Niemand weiß es! Möge der liebe Gott uns beistehen! – Ich soll Dir nun viele Grüße bestellen! Von Herrn Scharrenbroich, dann läßt Herr Kirste Dir alles Gute wünschen, dann grüßen Schlößers + Oma + Elli, ebenso der Heinrich! Frau Perger auch! Hier ist jetzt Jahrgang 1911-1912 aufgerufen. – Hast Du das Päckchen erhalten. Morgen schicke ich noch eins. Nun will ich nochmal zur hlg. Messe für Dich. Lebe wohl mein Kind, ich bin in Gedanken

stets bei Dir. Ich grüße + küsse Dich recht herzlich
Deine treue Mutter.