Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. September 1945

Absender:
Oblt. Schmitz, Rudolf
Kriegsgefangenen-Lazarett
21 Lüdenscheid-Hellersen
Stabsgebäude, Zi. 23

Frau
Anna Schmitz
15 Saalfeld
Fleischgassenschule
Zimmer 24

Lüdenscheid, den 11.9.45

Liebe Mutter!

Heute an meinem 31. Geburtstag bekam ich wiederum Post von Tante Finchen, die mir die Rückkehr von Anneliese Heider mitteilte. Dadurch erfahre ich nun endlich Deinen Aufenthaltsort. Ich habe sicher schon 20 Karten seit Anfang August nach Liebenwerda geschickt, solange bin ich schon hier. Ich hoffe Du bist wieder wohlauf. Was fehlt Dir denn und warum bist Du nicht mit Anneliese gekommen. Wir erwarten Dich alle schon lange. Das Leben daheim ist fast wieder normal. Unsere Wohnung heil allerdings von einem jungen Ehepaar bewohnt wird uns wieder aufnehmen. Ich rechne bei fortdauernder Heilung mit Entlassung Ende Oktober. Vielleicht komme ich noch zum Wintersemester in Bonn zurecht. Vielleicht werde ich auch erst ½ Jahr arbeiten. Mir geht es soweit wieder ganz gut. Am 25.4. durch M.P. Steckschuß am linken Schienbein verwundet gelang es mir noch nach langer Odyssee nach Dänemark zu kommen. Dort habe ich bis Anfang August in Aarhus gelegen, dann gings mit Latzug hierhin, wo ich nach erneuter Operation, die dritte, bei bester Kost und Pflege, in der herrlichen Landschaft des Sauerlandes hoffentlich bald genese. Eiterungen und Fieber haben mir sehr zu schaffen gemacht. Jetzt nehme ich aber wieder zu. Tante Finchen und Elli haben mich schon einmal besucht. Willi ist in Gefangenschaft, sonst gibt es wenig Erfreuliches in der Familie und in der Nachbarschaft. Anneliese wird staunen[?].

Einen frohen Gruß Dir und allen Lieben sendet Rudolf.