Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. April 1942

Köln-Dellbrück, 15.4.42

Mein lieber Rudolf!

So, nun habe ich zu Abend gegessen, da will ich ein halbes Stündchen für Dich da sein. Schöner wäre es ja, Du wärest hier, und wir könnten uns alles erzählen. Die Urkunden wirst Du ja nun haben. Nun möchte ich Dir danken für Deine lieben Briefe von den Ostertagen + vom 7.4.42. Also warst Du Ostern nicht nach G. Gut, daß Du Dich gepflegt hast. Warst Du denn ganz allein dort im O.H.? Du weißt, daß ich Ostern an Dich besonders gedacht habe. Wie ich die Tage verbrachte, teilte ich Dir schon mit.

Ich freue mich auf das versprochene Päckchen, das ich gut gebrauchen kann. Hoffentlich kommt bald frisches Gemüse + Obst! Schön, daß mein Ostergruß + die kl. Päckchen gerade am Fest ankamen! Nun will ich von hier erzählen. Willi ist ja abgereist. Seine Zukünftige ist noch nicht b. T. Finchen gewesen. Willi war es wohl nicht fein genug, da die Küche noch nicht neu gemacht war. Das nächste Mal soll sie kommen. Ich kenne sie nicht. Sie soll rotes Haar haben, ist im Radium auf dem Büro, auch die Mutter, wohnt auf der Jüchen.

Elli + Joh. kennen sie. Sie hatte Willi zu Ostern einen schönen Füllhalter zu 18 Mk geschenkt. Er ihr eine

Wünschen für Dein Wohlergehen
Deine alte Mama.

Kristallschale. – K.H. Pergers Braut ist auch jetzt abgereist. Sie war 4 Wochen hier. Ein schmales Persönchen, nicht übel, sieht aber aus, als wüßte sie was sie wollte. Sie ist eine Waise, ist bei Verwandten. Wenn sie 21 Jahre alt ist, will sie zu Fr. P. kommen, den Haushalt lernen und wie hier gekocht wird. Sie war ärmlich angezogen. Marianne Lingens verlobt sich jetzt mit dem Sohn der Fr. Werner, wo sie in Koblenz in Pension war. Er ist jetzt Leutnant geworden bei der Marine. Ist aktiver Offizier. Der junge H. Heinrichs hat ein Töchterchen bekommen. Es wurde am Karsamstag nach der Weihe des Taufwassers feierlich getauft. „Roswitha, Hildegard Gisela“.

müssen wir wieder 3 Stunden im Keller sitzen. Ich sende Dir herzliche Grüße + einen festen Kuß mit den besten

Der Franz-Josef ist im Osten. Der Emond’s (Friseur) ist gefallen. Oma hat noch ein neues Geschwür. Es schmerzt nicht sehr. Ist das nicht eigenartig so mitten auf dem Kopf. Tante Marie feierte heute ihren 80. Geburtstag. Sie ist noch mobil. Sie haben tüchtig gefeiert! Ich habe ihr Kaffeebohnen + ein Büchsen Oelsardinen gebracht! Fein daß Du Dir Oberhemden gekauft hast. Trägst Du auch die Stiefel von der H.J.? Heute war es wieder kalt, d. h. die Sonne scheint schön, aber schon seit Tagen herrscht scharfer Ostwind. Die Bäume warten auf warmen Regen. Es sieht heute Abend darnach aus. Hoffentlich können wir noch mal ungestört schlafen. Es kostet den Engl. doch allerhand, die nächtlichen Einflüge!

Mir geht es noch gut! Nun will ich schlafen gehen. Vielleicht