Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 11. August 1940

Sonntag, den 11. August 1940

Meine liebe Mutter.

Heute am schönen, völlig dienstfreien Sonntag erhielt ich Deinen lieben Brief vom 3.8.40. Für Deine lieben Zeilen hab vielen Dank. Deinen Brief zu lesen war meine große Sonntagsfreude. Trotzdem wir uns um Euch daheim Sorge machen, die Zeitungen berichten ja vom täglichen Einflug der Engländer, bin ich froh geworden, als aus Deinem Brief Ruhe, tapferes Hinnehmen ausstrahlte. Ich sehe, ich habe eine tapfere Mutter und bin wie immer stolz auf Dich! Wir alle hoffen, daß der Führer und unser Hermann dem Englischmann bald das Handwerk legen werden. Warum wir es noch nicht getan haben, schrieb ich Dir ja schon. Große Schwierigkeiten werden uns zuteil, wenn das Weltreich zerschlagen ist. Viele Kameraden sind zwar der Ansicht, daß der Krieg vorderhand noch nicht zu Ende geht. Aber wer weiß das? Wir Deutsche, alle glauben an unseren Führer und bitten den Herrgott, daß er ihn erhalten möge und uns bald in einen dauernden Frieden führe.

Nun zu Deinen Neuigkeiten! Ich glaube, daß Berta stolz ist! Wie geht es ihr und ihrem Sohn gesundheitlich? Tante Stina ist also gefaßt? Wie denken sie sich denn nun Erziehung und Pflege des kleinen Fritzen? Ich glaube, da machen sie sich noch gar keine Gedanken!

Elli hat es nun auch geschafft! Ich wünsche ihr viel Glück! Vorläufig wird sich bei Oma wohl noch nichts ändern! Was machen sie denn noch bei der Oma? Alles noch gesund?

Von mir kann ich Dir nichts Neues berichten. Ich bin immer noch der Alte, gesund und munter. Noch eine Woche, d. h. Donnerstag in 8 Tagen ist der Kursus um. Wir freuen uns wieder zur Batterie zu kommen.

Gestern hatten wir Inspektionsabend im Bristol Hotel. Ein gutes Abendessen in wundervoll ausgestatteten Räumen. Es war ein schöner, ruhiger Abend. Nur kostet das immer einen Stüber. Augenblicklich kann ich nichts sparen. Schade, daß die Mitnahme und die Verschickung von allerlei schönen Sachen verboten ist. Ich könnte Dir sonst schon einmal ein nettes Päckchen schicken.

Hast Du übrigens meinen Sold regelmäßig erhalten? Was macht denn Deine Arbeit? Hoffentlich brauchst Du Dich nicht zu überarbeiten. Wenn ich wieder zu Hause bin, geht es mit Schwung an die Arbeit.

Und nun liebes Mütterlein mit frischem Mut hinein in die neue Woche. Alles Gute!

Einen Gruß und Kuß
von Deinem Jungen.

Schreib mir doch einmal Elli’s neuen Namen und Anschrift, bzw. die des Josefs.