Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 25. Mai 1942

Pfingsten 1942

Mein liebes Mütterlein!

Das Mittagessen ist vorbei. Anschließend haben wir mit den Unteroffizieren der Batterie einige Flaschen Bier geschossen. Heute Abend machen wir einen kleinen Batterieabend im Soldatenheim. Wir müssen sorgen, daß die Leute in Stimmung bleiben, und wir müssen gegen den aufkommenden Stumpfsinn kämpfen. Schön ist es dann, wenn man Erfolge sieht. Fürsorge für unsere Leute ist die vornehmste aber auch feinste Arbeit. Ich schrieb‘ Dir schon, daß es mir ganz ausgezeichnet geht. Innen und außen Alles in Ordnung! Du kennst mich ja, ich schicke mich in Alles. So bin ich auch jetzt zufrieden und froh. Was hörst Du von Heinrich, Willi, Gerhard und all den anderen Soldaten unserer großen Familie. Ich kann Tante Finchen nicht verstehen, daß sie duldet, daß Willi sich so früh schon bindet, d. h. so früh sich überhaupt für Mädchen interessiert. Was schreibt Heinrich? Ist der kleine Fritz operiert und wie hat er die Operation überstanden?

Schreibe mir mal etwas von Deinem Alltag. Wer ist denn eigentlich das Fräulein Heeg? Geht es bei Plantz denn so schlecht, daß Frau Plantz so tüchtig mithilft?

Übrigens hast Du meine Reichskleiderkarte bekommen? Wenn nicht muß ich nochmal einen Antrag machen. Vaters Papiere habe ich nicht, mir schwant aber so etwas, als wenn

ich die Papiere eingeschickt hätte. War es nicht beim Vorexamen bei der Regierung in Köln, oder bei der Fachschaft? Ich glaube, da bin ich auf dem richtigen Weg! Ich werde mich einmal darum kümmern.

Was wirst Du wohl heute machen, frage ich mich. Bei schönem Wetter machst Du eine feine Wanderung, wer geht mit? Im Urlaub gehen wir zwei wieder los. Ich freue mich schon darauf, wenn wir altbekannte Wege marschieren, Thielenbruch, Hardt, Refrath, Paffrath und weiter in’s bergische Land hinein. Wir haben doch schon manchen Km gelaufen, was? Schön war’s!

Du mußt nur die Hoffnung nicht verlieren, die Zukunft wird wieder schöne werden. Wenn ich zu Hause bin, komme von den Vorlesungen oder aus der Apotheke, wir plaudern und lesen unter unserer gemütlichen Leselampe. Ich freue mich riesig auf unser Heim!

Hast Du mein Päckchen zum Muttertag richtig und zeitig erhalten, hat es Dir gefallen? Die Post ist augenblicklich sehr bummelig, meine Briefe in denen ich Dir für die Namenstagsglückwünsche und für die Päckchen mit leckeren Plätzchen dankte werden wohl noch ankommen.

Bald schicke ich nochmals was? Hast Du soviel, daß Du satt wirst? Schreib‘ mir einmal ausführlich über die Lebensmittelfrage!

Nun beende ich meine Zeilen, morgen geht’s weiter!

Viele Grüße und einen festen Kuß
sendet Dir
Dein Junge.