Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 25. April 1935

Bergheim den 25.IV.34.

Liebe Mutter!

Bist Du wieder gut angekommen! Wir hatten Glück. Montag morgen begann es zu regnen, nachmittags war es wieder schön. Aber jetzt von Mittwoch an regnet es hier dauernd. Wir gehen nicht zur Arbeit. Immer wieder Unterricht. 1 mal waren wir draußen. Wir mußten Feldwege planieren. 6 Stunden haben wir gearbeitet. Zu dieser körperlichen Arbeit kam noch ein Marsch von mindestens 25 km. Da kannst Du Dir unsere Leiden vorstellen. Viele sind fußkrank. Ich hatte auch tüchtig Blasen. Jetzt ist alles wieder in Ordnung. Wir dürfen auch keinen Besuch empfangen, also haben wir Glück gehabt. Jetzt noch größeres Glück. Heute morgen, wir waren angetreten mit Fahrrädern (70 R. sind hier) Gummikapes von den Losverkäufern und das alte Drillichzeug, um nach Tanneck zu fahren, wo wir Ostersonntag waren, da fuhr ein Auto, aus Dortmund I x auf den Hof. eine Reichswehrkommission zur Einstellung. Wir Arbeitsmänner, die wir uns gemeldet hatten, mußten raustreten und uns zur Untersuchung fertig machen. Das war vielleicht eine Untersuchung. Von Kopf bis Fuß aufs genaueste. Na was meinst Du, wie ich die Prüfung bestanden habe. Ich bin tauglich erklärt worden.

Gute Augen, schlankwüchsig, muskulär, nur schlechte Zähne.

Ich komme zur Artillerie. Einstellung am 1. Oktober. Was sagst Du nun? Allmählich haben wir doch auch mal Glück. Alles kommt wie Gott es will. Denke fleißig im Beten an mich! Auch ich werde an Dich und Vater denken. Ich will eine Pause machen. Der Abteilungsleiter hat uns Reichswehrfreiwillige noch etwas zu sagen. Vielleicht muß ich es Dir mitteilen.

Man soll nie zu voreilig sein. Gerade habe ich Deinen lieben Brief erhalten. Du fragst an ob Du mich noch mal besuchen sollst. Das ist aber eine dumme Frage. Nichts ist mir lieber. Im Lager kannst Du mich nicht mehr besuchen, das ist jetzt verboten. Wir müssen uns dann absprechen, wo wir uns treffen wollen. Ich schreibe Dir dann wenn ich Stadturlaub habe. Mit der Arbeit steht es gut. Wenns regnet bleiben wir zu Haus. Einen Tag waren wir am Straßenbau. Eine andere Kolonne in der Kiesgrube Kies sieben.

Du mußt mir also schicken!

1.) Meine Geburtsurkunde (Taufschein genügt nicht)
2.) Urkunden zum Nachweis arischer Abstammung
3.) Geburtsurkunde und Heiratsurkunde der Eltern u. Großeltern
Amtlich beglaubigte Einwilligung des gesetzlichen Stellvertreters
Lichtbild besorge ich.
Das wäre alles.

Wenn Du mir das besorgen wolltest. Im Voraus besten Dank.

Wir kommen garnicht mehr zur Besinnung. Immer Dienst. Von 5 Uhr morgens bis 10 Uhr abends. Eine Unterrichtsstunde jagt die andere. Dazwischen Probealarme. Alles raus. Diese Nacht werde ich Wache haben. Wir machen eine gute Schule durch. Gehorsam, Pünktlichkeit und besonders Geschwindigkeit. Am 1. Mai kommen wir nicht nach Köln. Wir nehmen an dem Aufmarsch in Bergheim teil. Wir aus dem ersten Zug mit Fahrrädern. Der zweite Zug mit Spaten. Ich bin mal gespannt wann wir Heimaturlaub bekommen. Es wird soviel gemunkelt.

Der Lagerplatz:
Böschung
zur Hauptstraße         4 Stuben             Wall           Schule
Küche         Maschinenraum                                   Straße
                   Brausen
                   Waschbaracke
                   Waschraum                     Latrine
                   4 Stuben
                   Küche                       Stuben des Feldmeisters u. Obertruppfrührers
Schlosserei     Bühne                   Revier
Schreibstube                                 Feldmeisterstube

Nochmals besten Dank für Deine lieben Briefe und für Deinen lieben Besuch.

Deine Geschenke sind jetzt alle. Auch hierfür nochmals vielen Dank.

Ich bin noch gesund u. froh. Du kannst Dir ja denken, daß die Tauglichkeit fürs Heer mich sehr freute.

Hoffentlich hast Du Dich von den Strapazen bei Käppels ordentlich erholt. Arbeite nur langsam. Überhetze Dich nicht.

Viele herzliche Grüße
an Oma, Elli, Heinr., Johanna und bes. an [..],
an Schlössers, Bartz und alle anderen.

Gruß u. Kuss
Dein Rudolf.

Frag doch mal Onkel Willi wegen der Bescheinigungen der arischen Abstammung.

Jetzt gehe ich in die Klappe
Ich bin müde. Bis 3 Uhr ist Bettruhe.