Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 21./22. Mai 1935
Bergheim den 21./22.V.35.
Liebe Mutter!
Gerade ist Mitternacht vorüber! Ich habe Wache. Um 18 Uhr sind wir angetreten. Von 8-10 hatte ich Posten. Bis jetzt bin ich auf. Schreibe. Von 2-4 wieder Posten. Hoffentlich kann ich mich dann etwas auf die Pritsche legen. Trotz Verbot schläft der Wachhabende. 3 Seelen sind noch wach. Die Post die um 12 sich abgelöst haben und Dein Sprößling. Ich zehre noch immer von Sonntag. Körperlich und geistig. Ich freue mich riesig auf den nächsten Heimaturlaub. Benzin dürfen wir nicht mehr fahren. Wenn Du die Papiere besorgst habe ich es ja nicht mehr nötig. Von der Reise nach Dortmund habe ich Abstand genommen. Es wurde doch zu teuer. Lieber will ich das Geld sparen. An Fahrgeld sollte es uns allein 4,60 M kosten. Ohne Essen und weitere Ausgaben. Mit dem Geld können wir beide uns lieber mal eine Freude machen. Wir gehen vielleicht mal nach Köln oder so was! Jetzt bin ich müde. Schluß bis nächstens.
Jetzt besorge ich mir Butterbrote und Kakao in der Küche.
Gute Nacht
Dein Junge
Eine Bitte. Empfiehl mich der Maienkönigin. Auch ich werde Dich nicht vergessen.
Viele Grüße an alle!
Oma Onkel Arnold
Elli Tante Stina
Heinr. Berta.
Joh. Bartz. usw. usw.
Hanni
Tante Finchen
Onkel Georg
Willi
Wir haben Pfingsten Glück. 2 Tage ohne Wache. Unser Trupp hat Schwein gehabt.
Tausend ooooo./Lach nicht.
Fesche Mama do!