Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 31. Mai 1935
K. Dellbrück, 31. Mai 35.
Mein lieber Junge!
Soeben erhalte ich d. lb. lb. Brief. Wie ich mich darüber freue, kann ich Dir nicht sagen. Ja, mein Kind, wir sind innerlich doch sehr verwandt. Was Du schreibst, möchte ich alles unterschreiben. Ja, der lb. Gott lenkt Alles nach seinem Willen! Ich lese zwischen den Zeilen, daß Du, so wie ich, auch die innere Ruhe + Zufriedenheit hast! Und das ist Gottes Geschenk! –
Nun mein Kind, ich sitze bis über die Ohren in der Arbeit. Ich habe für nichts Zeit. Ich bin noch nicht im Wald gewesen im schönen Monat Mai. Und immer alles allein. Johanna war einige Tage in Dünwald. Anna war krank. Josef hat die Stelle gekündigt, Anne kann nicht mehr. Oma war gestern nach Neriges mit T. Stina, T. Anna + T. Marie!
Wenn Du Sonntag kommst, kannst Du Dir ja alles mitnehmen! Dann schicke ich nichts. Ich komme nicht dazu. Also dann bis morgen, mein Junge! –
Einen lieben Gruß + Kuß
Dein Mütterlein.
Heute Abend ist feierliche Schlußandacht zur Maienkönigin! –