Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 16. Juli 1935
Bergheim den 16.VII.35
Liebe Mutter!
Eben erhielt ich Deinen lieben Brief. Ich freue mich riesig. Ich habe die Gewißheit, daß Du mir nicht böse bist. Ich selbst empfand nach unserem Treffen etwas Fremdes zwischen uns. Vielleicht war es auf Deine Seite? Du warst noch nicht so richtig wieder im Leben. Du warst noch ganz in den heil. Übungen. Sonst ist wirklich nichts zwischen uns. Mir geht es wirklich ausgezeichnet. Seelisch wie körperlich. Ich bin zufrieden, froh und zähle schon die Tage. Es dauert nicht mehr lange. Noch 8 Wochen. Der nächste Heimaturlaub wird noch lange dauern. Nächsten Sonntag geht’s nach Horrem. Dann vielleicht zum Nürburgring. Rechtmäßig kommt dann Essen. Es wird aber gemunkelt, daß es nichts gibt. Dann käme ich also erst am 4. August. Am 23 September ist Entlassung. Sonntag waren wir schon um 9 Uhr in Köln, um 20 Uhr sind wir wieder gefahren. Ich meine ich hätte Dir gesagt wo wir ständen.
Wir standen in Bickendorf.
Äußere Kanalstraße, Bilderstöckchen. Jeder hat 1 Mark erhalten. Am Nürburgring sollen wir 3 Mark bekommen.
Jetzt ist man schon allmählich die Hitze gewöhnt. Ich bin aber auch nicht mehr in der Kiesgrube. Ich bin in der Rodung in Hafereiche. Heute habe ich 7 Birken gerodet. Mit der Rodehacke die Wurzeln durchhacken und lösen. Dann umziehen. Stamm flicken. Baum wegtragen. Sehr schöne Arbeit. Vor allen Dingen schöner Arbeitsplatz.
Viele Grüße und einen Kuß
Dein Rudolf
Jetzt gehen wir schwimmen
Es hat schon gepfiffen