Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 17. Juli 1935

Bergheim den 17.VII.35

Meine Beste!

Nochmals zu Deiner Beruhigung. Ich bin genau so wie vor einem halben Jahr. Du brauchst keine Angst zu haben, wir entfremden uns nicht. Wie könnte es auch nur möglich sein? Zwischen Kind und Mutter. Dazu noch unser besonderes, inniges Verhältnis. Mir gefällt es noch immer sehr gut. Warum auch nicht? Essen war heute ausnahmsweise gut. (Nudeln mit Mischobst) Die letzte Woche war es Kappes. Immer Wirsing auch Fußlappen genannt. Bald kommt Scheer wieder!

Ich bin jetzt in Hafereiche in der Rodung. 25 Minuten Marsch blos. Eine Schonung für die Füße. Es wird fleißig gearbeitet. 10, 12-15 Bäume den Tag.

Wir waren schon 2 mal Schwimmen. Heute haben wir Sport. Von 6-7 vielleicht Schwimmen in der neuen Badeanstalt. Ist das nicht fein. Mit der Absperrung am Nürburgring ist noch nichts. Ich wäre froh dann käme ich doch Sonntag in 8 Tage nach Hause. Ich freue mich so riesig darauf.

Kamerad Flocke liegt in der Lindenburg. Jetzt soll er ein Geschwür am 12 Fingerdarm haben. Überhaupt sind wieder viele magenkrank. Schlechtes Brot!

Wenn Du mir wieder schreibst ändere bitte meine Anschrift insoweit, daß Du das „Herr“ wegläßt.

Arbeitsmann
Schmitz Rudolf
Dienstabteilung 8/215
Bergheim/Erft.

Hier ist die Musterung in Gange. Jeden Tag Trubel. Junge Leute mit Sträußchen am Hut ziehen durch die Kneipen.

Im Lager kann man manches Lustige erleben. Gehab Dich wohl, bleibe mir gesund und munter, überarbeite dich nicht. Mach es Dir schön und gemütlich. Geh nicht zu spät zu Bett.

Sei nicht böse, wenn ich Dir so wenig schreibe. Wir haben wenig Zeit. Denkst Du mal an die Zeitschrift „Stimme der Zeit!“ Zum Pater komme ich in nächster Zeit auch nicht.

Viele herzliche Grüße
und einen treuen Kuß
Dein Junge