Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 21. Juli 1935
Bergheim, den 21.VII.35
Liebe Mutter!
Vorerst einen schönen Sonntagsgruß. Bin soeben aus der Kirche gekommen.
Jetzt sind wir startbereit zum Kreisparteitag in Horrem. In 10 Uhr ist schon Essen. Ich glaube, daß ich nächsten Sonntag doch nach Hause kommen kann. Dann feiern wir Deinen Namenstag.
Zu diesem Tag wünscht Dir Dein Kind von allem das Beste. Möge Dir der l. Gott Gesundheit und Zufriedenheit bescheren. Hoffentlich feiern wir noch oft diesen Tag. Feiern nach unserem Sinn. Beginne den Tag mit einer eingehenden Zwiesprache Deines Herzens mit unserem Herrn. Der Namenstag soll ein immer wieder kehrender Markstein in unserem Leben sein. Ein Tag der Besinnung.
Hoffentlich wird mit Sonntag alles gut. Ich freue mich nochmals nach Hause zu kommen. War Fronleichnam das letztemal dort. Weiß bald gar nicht mehr wie es zu Hause aussieht. Muß auch Schlößers im neuen Heim besuchen.
Wir gehen jetzt häufig schwimmen. Diese Woche, Montag, Dienstag, Mittwoch. Ein schönes, ganz modernes Bad. Bald so schön wie in Herrenstrunden. Wie ist es mit dem geplanten Bad in Dellbrück. Beginnen sie bald mit den Erdarbeiten. Gibt es sonst nichts Neues? Ist Oma noch immer wohlauf? Was macht klein Hanni? Diese Woche muß Heinrich wohl zur Musterung.
Hier ist sie jetzt beendet. Morgen fängt die Musterung für den D.A.D. an. Direkt vor dem Musterungslokal waren Stände mit den obligatorischen Sträußchen aufgebaut. Jede Gattung hatte andere. Übrigens sind hier auch Verheiratete gemustert worden. Andere sind zurückgestellt, andere zur Reserve bestimmt worden. Ich bin einmal gespannt was sie mit Heinrich machen. Ich muß mich ja noch entschuldigen. Hatte keine Gelegenheit eine 12 Pf. Marke zu bekommen. Bist Du böse, daß Du Nachporto bezahlen mußtest? Und jetzt auf nach Horrem! Übrigens schlechtes Wetter.
Viele, viele Grüße und tausend Küsse
Dein Junge.
oooooo
Viele Grüße an alle Bekannte. Wie ist Schlössers Adresse?
Bis Sonntag!