Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 3. Oktober 1939
Köln-Dellbrück, 3.X.1939
Mein lieber Rudolf!
Heute schicke ich Dir ein Päckchen, dessen Inhalt meine alte Lehrerin Frl. Broich mir gebracht hat. Ich habe nochmal für ein Päckchen oder sogar für zwei. Da Du nicht rauchtest, (T. Stina hat das wohl gesagt), habe sie gekauft, was sie bekommen habe. Sie wolle doch auch ein bischen tun. Du + Karl-Heinz Perger, ihr wärt doch „Noberschjonge“. Sie könne das nicht gut fertigmachen. Ich soll dann auch grüßen. Wenn Du das 2te Päckchen bekommen hast, kannst Du Dich ja mal bedanken.
Frl. A. Broich Konrekt. i. R., Nummer weiß ich nicht. Kommt ja auch so an. Dann ist sie stolz! Es gibt ja
jetzt auch nichts zu kaufen. Chokolade darf ja keine verkauft werden. Also Du siehst, auch wir sind auf Verzicht eingestellt in der Heimat! Hoffentlich fällt bald eine Entscheidung zum Guten. Man hofft noch immer, daß sie drüben Vernunft, und nicht Haß walten lassen. – Sonst gehts gut, ich bin etwas besser dran. Ich kann auch wieder essen.
Wie geht es Dir? Bei dem kalten Wetter seid ihr nicht auch viel erkältet? Nimm Dich, so gut es geht in acht! Ob Herr Kirste nun einen neuen Praktikanten hat. Jetzt könntest Du schön verdienen. Aber der liebe Gott wird helfen, daß Du es nachholen kannst! Wenn Du nur erst wieder zu Hause bist. – Nun sende ich Dir viele liebe Grüße + einen treuen Kuß
Mutter
Viele Grüße sendet Hanni.
Komm bald wieder!!!