Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. Oktober 1939
Freitag, den 6.X.39
Liebes Mütterlein!
Deinen lieben Brief mit den feinen Bonbons und den Zeitungen habe ich am Donnerstag, also gestern erhalten. Vielen Dank. Wie geht es Dir, mein armes kleines Mütterlein? Wird es mit dem Bein besser?
Auf Deinen Brief hin, habe ich nochmals Urlaub eingereicht. Der Hauptmann will mir diesen gewähren, wenn ich eine Bescheinigung des Prüfungsausschusses oder des Prüfungsleiters beibringe, die besagt, daß es sich um ein Notexamen handelt. Ich habe Herrn Pharmazierat Dr. Weber davon in Kenntnis gesetzt und hoffe, daß er mir die Bescheinigung bald zusendet.
Dann sehen wir uns bald wieder. Vielleicht schon nächste Woche, natürlich gegen Ende der Woche. Das wäre so das Neue. Sonst geht es mir noch gut. Hier ist es kalt. Die letzten Tage waren sehr windig. Heute um 12.00 haben wir Gemeinschaftsempfang der Reichstagsrede des Führers. Wir müssen deshalb gleich schon, so um 10.00 Uhr marschieren.
Daß wir Soldaten gespannt sind kannst Du Dir denken. Vielleicht ist alles bald zu Ende. Aber dann hat Reserve Ruh?
Liebes Mütterlein für heute genug.
Ich danke Berta für den Brief. Ich habe hier sonst noch keinen Bekannten getroffen. 2 Dellbrücker sind noch in der Batterie, einer namens Schuder vom Mühlenhof, und ein Roter, der wohnt am Kino.