Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. Oktober 1939
Dienstag, den 10.X.39.
Mein liebes Mütterlein!
Gestern erhielt ich Deinen lb. Brief und Dein Päckchen. Gleichzeitig erhielt ich einen netten Brief von Herrn Kirste. Heute am 10.X. erhielt ich Deinen Brief vom 1.X.39.
Für das Päckchen und die beiden lieben Briefe herzlichen Dank.
Endlich bin ich beruhigt. Jetzt endlich schreibst Du wieder mutvoller und froher. Ich bin wirklich froh, daß die Sepsis am Bein nun behoben ist.
Wie Du ja weißt habe ich nochmals Urlaub eingereicht. Ich bekomme Urlaub, wenn Dr. Weber mir die Bescheinigung schickt.
Herr Kirste schreibt vom Geschäftsgang, von der vielen Arbeit und von seinen neuen Angestellten (eine Studentin, eine Frau Doktor und einen Sudeten Deutschen.)
Das Vorexamen haben alle bestanden. Herr Weber hat ihm gesagt, daß ich nur kommen soll, in einer Stunde wäre alles erledigt, durchfallen käme garnicht in Frage.
Also, bald bin ich da und bringe Dir was Feines mit.
Glaubst Du’s? Ich ganz bestimmt. Hier alles beim Alten.
Geringe Artillerietätigkeit, liest Du ja immer in der Zeitung, mehr ist hier aber tatsächlich nicht.
Ab und zu Flieger –
Was macht’s den Deutschen Eichen aus, wenn sich die Sau dran schabt.
Wir haben und halten unsern Frohsinn.
Ich muß schon schließen, ich habe wenig Zeit.
Viele liebe Grüße
und einen Kuß
bis bald.
Dein Junge.
Am selben Abend.
Liebes Mütterlein!
Ja, der Abend kommt. Heute einmal ein schönes Tagesende. Rot geht die Sonne hinter dem schwarzen Tannenwald unter. Allmählich färbt sich der Wald. Hier und da flammt schon gelbes und rotes Buchenlaub.
Wenn es so bliebe wäre es schön. Schon seit 8 Tagen regnet und stürmt es. Viele Leute sind krank, besonders unsere Alten. Ich bin noch wohlauf. Mach Dir nur keine Sorgen, ich habe jetzt ein feines Bett, schlafe mit dem Spieß in einem Zimmer.
Hier müßte nur die Zivilbevölkerung sein, dann könnte man so manches Rare kaufen.