Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 5. November 1939

Köln-Dellbrück, 5. Nov. 1939

Mein lieber Rudolf!

Nun ist der Sonntag vorbei. Das Wetter war so schön und es war trocken. Ich habe viel an Dich gedacht! Was hast Du heute gemacht? Hattest Du Dienst? Hast doch auch sicher an den vergangenen Sonntag gedacht! – Nun bist Du sicher wieder im alten Trott? Haben Deine Mitbringsel Freude gemacht? Ich habe heute etwas genäht, heute Nachmittag war ich mit Tante Stina mal in der neuen Kirche. Sie ist im Rohbau fertig, das Dach ist drauf, Fenster sind schon darin. Noch der Fußboden + die Innenausstattung. Ob sie Weihnachten fertig ist? Augenblicklich liegt ganz Dellbrück voller Soldaten, 1500 Mann. Auch in Schnellweide, Gladbach + der ganzen Umgebung ist Einquartierung! Alles aus dem Osten zum Westen! Hast Du heute mal das Schreiben eingereicht? Oder bist Du noch nicht dazu gekommen? Herr Jansen kam gestern Abend, bleibt bis morgen, Montag früh hier + muß dann nach Bielefeld zum Ersatz-Batl. Heute erhielt ich von Dir eine Karte vom 26. Okt., aber von vor dem Urlaub! Ich denke, von Dir bald einen Gruß zu erhalten. Ich will jetzt noch an Frl. Marga schreiben und an Frau Esser. – Vater hat gestern 40 Mk. geschickt! Ich habe die Rate vom Gasherd bezahlt! Sonst nichts Neues! Bleibe gesund + munter, schicke mir bald einen Gruß und empfange Du herzlichen Gruß + Kuß von
Deiner treuen
Mutter!