Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 16. November 1939
Im Westen, den 16.XI.39
Meine liebe Mutter!
Heute am 16.XI. erhielt ich zwei liebe Briefe von Dir. Einen hatte ein Kamerad einige Tage mit sich herumgetragen und vergessen ihn mir abzugeben und den zweiten mit der Karte von Herrn Bartz.
Für Deine lieben Zeilen danke ich Dir herzlich. Ich hatte Deine Briefe sehnsüchtig erwartet. Waren es doch die ersten Grüße und Nachrichten seit dem Urlaub. Merkwürdig schreibt der Herr Bartz, aber trotzdem sieht man, daß sie noch oft an uns denken. Ich glaube aber, daß ihre Sorge diesmal unnütz ist. Ich werde auch Ihnen in nächster Zeit einmal schreiben.
Wie geht es Dir? In Köln wird doch noch alles beim Alten sein!
Wir sind umgezogen, wie Du es vermutet hast. Ich schrieb Dir ja schon, daß wir soviel Arbeit haben und bald im Schlamm versaufen. Sonst gibt es hier nichts Neues. Ich bin, Gott sei Dank, immer noch gesund und munter. Hoffentlich bist Du, liebes Mütterlein, auch in derselben Verfassung! Ich bin nun einmal gespannt, wann meine Papiere, Zeugnis, Ahnenpaß usw.
Zeugnis von der Vorprüfung ankommen. Du teilst es mir ja sofort mit, ja?
Mit dem Antrag auf Entlassung vom Heeresdienst muß ich wohl noch warten. Ich habe mit unseren Offizieren gesprochen, aus unserer Division ist noch keiner entlassen worden. Wenn es los gehen sollte, möchte ich auch hier vorne sein. Es wäre doch ein schreckliches Gefühl, als junger, gesunder Mann in der Heimat zu sein, während die Kameraden an der Front kämpfen.
Was sagt denn der Herr Jansen Neues von der Lage? Heinrich ist doch noch zu Hause? Was macht Onkel Georg?
Margret Freerichs hat mir noch nicht wieder geschrieben! Ich erwarte einen Brief von ihr.
Also alles Gute, ich wünsche Dir eine gesegnete Gesundheit und einen frohen Mut.
Es grüßt u. küßt Dich
Dein Junge.