Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 12. Dezember 1939
Dienstag, den 12.XII.39
Meine liebe Mutter!
Ich schreibe schon wieder! Gelt, da wunderst Du Dich? Ja so oft wie ich an Dich denke, kann ich nun nicht schreiben. Du bist auch so zufrieden? Ich habe jetzt einen wichtigen Grund.
Gefr. Anton Beck, ein Kamerad, ist aus dem Urlaub gekommen und brachte mir den Westdeutschen Beobachter vom 11.XII.
In ihm interessiert folgender Artikel:
„Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung gibt gekannt, daß mit Beginn des kommenden Trimesters (8. Januar 1940) die Universität Köln ihren Lehrbetrieb wieder aufnimmt.
Das ist ja fein, was!
Also nun habe ich folgende Bitte.
Erkundige Dich bitte beim Sekretariat der Universität, ob auch die medizinische Fakultät geöffnet wird?
Dann den letzten Termin zur Immatrikulation und die Höhe der Gebühren.
Immatrikulation ist Quatsch, Anmeldung meine ich.
Morgen gehe ich zum Chef und werde dann mein Gesuch auf Beurlaubung zwecks Studium einreichen.
Ich denke es wird klappen.
Halte mir einmal ein Däumchen!
Morgen habe ich einen anstrengenden Tag. Ich muß früh zu Bett gehen.
Frostwetter ist eingetreten. Es ist mächtig kalt, denn es weht ein scharfer Ost.
Sonst gibt es nichts Neues!
Was machst Du, mein Mütterlein?
Hoffentlich hast Du bessere Laune. Nur nicht simulieren und den Trübsinn aufkommen lassen. Du hast doch keine Minderwertigkeitskomplexe? Brauchst Du auch garnicht zu haben! Solche Leistungen wie Deine kann nicht jeder aufweisen. Da mußt Du stolz darauf sein. Wenn auch die anderen Dich nicht verstehen, einen gibt es, der kennt Dich ganz genau, der liebt Dich und betet für Dich. Also Kopf hoch und weiter geht’s. Fort geht die Fahrt durch den wilden „Verhau, uns geht die Sonne nicht unter!“
Dich grüßt
mit Mut und Frohsinn
Dein treuer Junge.