Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 13. Dezember 1939

Köln-Dellbrück, 13.12.1939.

Mein liebster Junge!

Gestern erhielt ich Deinen so lieben Brief vom 8.12. Wie ich mich darüber gefreut habe, kann ich Dir garnicht sagen. Auch Du hast an den schönen Tag gedacht. Auch Ihr habt am 1. Adventssonntag beim Scheine der ersten Kerze gesungen + an zu Hause gedacht. Aber das Schönste ist doch, daß Du bald kommen wirst. Wann nun wohl? Das weißt Du selbst noch nicht! Aber es sollen alle Medizinstudenten entlassen werden. Karl-Heinz Perger + noch 3 Kameraden kommen jetzt in einen Sanitäterkursus und zum April zur Uni. Aber, wenn aktive Truppen zum Studium entlassen werden, dann doch sicher die Reserve. Ich habe Dein Weihnachtspäckchen fertig, warte aber noch morgen ab, ob Post kommt. Ich meine immer, Du kämst schon zu Weihnachten! Das wäre ja zu schön! Nun habe ich wieder guten Mut, wenn ich denke, daß ich nun bald nicht mehr allein hier sitze. Und Du? Freust Du Dich? Gewiß, in etwa wird es Dir leid tun, von den Kameraden weg zu müssen! Oder ist es nicht so? Ich will dann auch schon Weihnachten allein sein, wenn ich Hoffnung habe, Dich bald wieder zu Hause zu haben. Also mein Kind, ich schicke Dir 4 Päckchen. Bekommst Du Urlaub, bringst Du sie aber wieder mit nach Hause, sonst habe ich nichts mehr für Dich! Soviel kann man ja nicht backen, man hat keine Butter dafür übrig. Ich habe sie mir abgespart! Ich freue mich, daß es Dir soweit gut geht! Auch ich habe nicht zu klagen.

Die Universität Köln nimmt ihren Lehrbetrieb wieder auf

„Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung gibt bekannt, daß mit Beginn des kommenden Trimesters (8. Januar 1940) die Universität Köln ihren Lehrbetrieb wieder aufnimmt.“

12.12.39.

Neues wüßte ich nicht zu melden. Ich höre ja nichts! Noch haben wir ziemlich zu tun. Es bleibt sich so gleich! Nach den Feiertagen wird es still werden.

Ich bin sehr müde, darum für heute Schluß!

Viele liebe Grüße + einen treuen Kuß
Deine Mutter.

Bis auf bald, gelt?