Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 10. Januar 1940

Mittwoch, 10.1.1940

Mein lieber Rudolf!

Gestern erhielt ich Deine lieben Zeilen vom 5.1. Ich beeile mich, Dir dafür herzlich zu danken. Also, es scheint, daß es mit Deinem Gesuch klappt! Das wäre ja zu schön. Also viel Glück weiter. Es sind schon viele zurückgekommen. Fr. Perger wartet allerdings auch noch auf Karl-Heinz. Seit dem 8.1. haben die Vorlesungen an der Uni begonnen. Immatrikulation bis zum 20. Januar. Also Du kämst immer noch früh genug! Also nochmals „Glück auf“.

Ich freue mich, daß Eure Reise gut verlaufen ist. Hier hat auch wieder ordentliche Kälte eingesetzt. Diesmal meint der Winter es gut! Wie kalt mag es bei Euch erst sein. Herr Schmidtke ist am Montag in Urlaub gegangen. Herr Bentin ist in Mülheim in der Kaserne für 14 Tage zur Ausbildung. Herr Feldwebel von Tante Stina ist heute mittag nach Hause abgereist, entlassen. Er freute sich sehr! Jetzt hat sie einen 19 jährigen, aktiven Soldaten! Nun höre + staune, ich war gestern Abend im Opernhaus. (Freischütz). Ich hatte es ja vor Jahren gesehen, aber die Musik hat mir gut gefallen. Damals, als ich jung war, hat mich die Handlung mehr begeistert, als heute. O. Georg hatte 4 Karten, so waren Elli + ich noch mit. Ich denke, daß wir auch bald mal dazu kommen. Ich lasse jetzt mein schwarzes Kleid arbeiten, zu Elli’s Hochzeit. Heute gehe ich mal zur Näherei. Arbeit

habe ich augenblicklich keine. Hoffentlich gibt es bald wieder was! Morgen gehe ich schon das dritte Mal hin. Aber ich habe ja im Hause zu tun, Wäsche u.s.w. in Ordnung zu bringen. Sonst in Dellbrück nichts Neues. Ich bin jetzt auf weitere Nachricht gespannt, Du kannst es Dir denken.

Viele liebe Grüße + einen
Kuß
Deine Dichl. Mutter!